Unruhe bei der SPD Gabriel wirft SPD-Spitze Wortbruch vor

Fühlt sich nicht wertgeschätzt: der SPD-Politiker Sigmar Gabriel.

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Sigmar Gabriel macht der SPD-Spitze schwere Vorwürfe: "Was bleibt, ist eigentlich nur das Bedauern darüber, wie respektlos bei uns in der SPD der Umgang miteinander geworden ist und wie wenig ein gegebenes Wort noch zählt", sagte Gabriel den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Gestern war bekannt geworden, dass der geschäftsführende Vizekanzler und Außenminister einem neuen Groko-Kabinett nicht mehr angehören soll. Er soll das Auswärtige Amt an Martin Schulz abgeben.

Welches "gegebene Wort" er meint, sagte er zwar nicht explizit. Aber es ist davon auszugehen, dass Gabriel sich auf Schulz bezieht. Gabriel hatte im Januar 2017 zugunsten von Schulz auf den Parteivorsitz und die Kanzlerkandidatur verzichtet, um Außenminister zu werden. Es wird kolportiert, dass Schulz ihm damals für den Fall einer neuen großen Koalition versprochen hat, dass er das Außenamt behalten darf. Ob das stimmt, ist unklar.

Schulz hatte am Mittwoch erklärt, dass er selbst Außenminister werden will, obwohl er nach der Wahl ausgeschlossen hatte, in ein Kabinett von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) einzutreten. Gabriel droht damit der Sturz in die politische Bedeutungslosigkeit.

Die Wertschätzung seiner Arbeit sei der SPD-Führung "herzlich egal"

"Ich habe das Amt des Außenministers gern und in den Augen der Bevölkerung offenbar auch ganz gut und erfolgreich gemacht. Und da ist es ja klar, dass ich bedauere, dass diese öffentliche Wertschätzung meiner Arbeit der neuen SPD-Führung herzlich egal war", sagte Gabriel. Er wisse, dass in der Politik auch schon mal mit harten Bandagen gestritten werde. "Aber es sollte mit offenem Visier erfolgen."

Gabriel sagte weiter: "Ich komme wohl noch zu sehr aus einer analogen Welt, in der man sich nicht immer nur umschleicht, sondern sich einfach mal in die Augen schaut und die Wahrheit sagt. Das ist scheinbar aus der Mode gekommen."

Am Donnerstag hat der scheidende Minister sich in sein Haus in Goslar zurückgezogen und die Teilnahme an mehreren außenpolitischen Terminen abgesagt. Am Dienstag finden im Golfemirat Kuwait Beratungen der Anti-IS-Koalition statt, am Donnerstag ist ein informelles EU-Außenministertreffen in der bulgarischen Hauptstadt Sofia angesetzt. Bei beiden Treffen sei eine Teilnahme Gabriels nicht vorgesehen, hieß es aus dem Auswärtigen Amt. Gabriels Teilnahme an der Münchner Sicherheitskonferenz wurde ebenfalls abgeblasen. Dort sollte er eigentlich den wichtigen zweiten Tag eröffnen. Jetzt findet sie zum ersten Mal seit Jahren ohne einen deutschen Außenminister statt.

Immerhin habe seine Tochter freudig auf die Veränderung reagiert, sagte Gabriel. "Für mich beginnt jetzt eine neue Zeit. Meine kleine Tochter Marie hat mir heute früh gesagt: 'Du musst nicht traurig sein, Papa, jetzt hast du doch mehr Zeit mit uns. Das ist doch besser als mit dem Mann mit den Haaren im Gesicht.'"