Die Grünen sind über das "Heimatministerium" empört, das Seehofer als Innenminister anführen soll. Er habe sich mehr "mutigere Entscheidungen gewünscht", sagt der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages.
Aus den Reihen der Opposition gibt es Kritik an den Koalitionsvereinbarungen von Union und SPD. Simone Peter, bis vor Kurzem Bundesvorsitzende der Grünen, zeigte sich empört über die Pläne der Parteien, das von CSU-Chef Horst Seehofer zu führende Innenministerium um den Bereich "Heimat" zu erweitern. "Um Himmels Willen NEIN! Ein 'Heimat'-Ministerium? Wir sind doch nicht in Bayern oder bei Trump! Da verliere ich allen Respekt vor der GroKo", schrieb sie auf Twitter.
Linken-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht kritisierte, der Koalitionsvertrag stelle die Weichen auf "Weiter so". Da Union und SPD auf höhere Steuern für Superreiche und Konzerne verzichteten, werde das Geld für nötige Investitionen fehlen. Wohnungsnot und Pflegenotstand würden sich verschärfen, unsichere Beschäftigung, Niedriglöhne und Armutsrenten weiter das Leben von Millionen Menschen prägen. Statt auf Abrüstung werde auf eine Steigerung der Rüstungsausgaben und Waffenexporte gesetzt. Sie hoffe, dass die SPD-Basis bei dem geplanten Mitgliederentscheid den Vertrag ablehne.
Die AfD-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel übte Kritik an der Einwanderungspolitik der beiden Parteien. Das Wort "Obergrenze" komme in dem Koalitionsvertrag nicht vor. Lapidar heiße das, dass bis zu 220 000 Zuwanderer pro Jahr nach Deutschland kämen. "Die Groko steht: Schlimmer konnte es für Deutschland nicht kommen", schrieb sie auf Twitter.
Auch Vertreter der deutschen Wirtschaft haben unzufrieden auf die Einigung von Union und SPD reagiert. "Beim Geldausgeben besteht eine klare Schieflage in Richtung Umverteilung anstatt in Zukunftssicherung", sagte Dieter Kempf, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie, zum Abschluss der Verhandlungen für eine erneute große Koalition. In der Steuerpolitik fehle den möglichen Koalitionspartnern trotz guter wirtschaftlicher Lage der Mut zu spürbaren Entlastungen und zu Strukturreformen.
Auch Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), bemängelte fehlende Entlastungen für die Wirtschaft im neuen Koalitionsvertrag. "Ich hätte mir insgesamt mutigere Entscheidungen gewünscht", sagte er. DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben kritisierte, bei Themen wie dem Bürokratieabbau fehle es an Konkretisierungen.