Keine Tierquälerei mehr In Fürstenfeldbruck darf wieder geschlachtet werden

Noch ist der Brucker Schlachthof nicht wieder in Betrieb. Die Vorbereitungen laufen aber.

(Foto: Johannes Simon)
Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Der Brucker Schlachthof ist wieder in Betrieb. Das Unternehmen im Gewerbegebiet Hasenheide hat eine Zulassung von der neuen bayerischen Kontrollbehörde (KBLV) bekommen. Die GmbH & Co KG hat laut Geschäftsführer Engelbert Jais rund 120 000 Euro investiert, um diverse Auflagen zu erfüllen. Jais wird jetzt die mehr als 600 Kunden informieren. Der Schlachthof musste im Mai 2017 aufgrund von Vorwürfen der Tierquälerei den Betrieb einstellen.

Damals wurden alle Mitarbeiter entlassen, nun sind im Schlachthof zehn neue Metzger beschäftigt. "Wir werden klein anfangen und uns einarbeiten", sagte Jais. Die KBLV hat dem Unternehmen mit Schreiben vom 31. Januar die Schlachtung von Huftieren erlaubt. Am Montagfrüh wurde die Arbeit aufgenommen, dabei waren Vertreter der Kontrollbehörde anwesend, um den kompletten Schlachtbetrieb zu inspizieren, berichtete Jais.

Das Unternehmen musste eine Reihe von Auflagen erfüllen. So wurde eine neue Betäubungsbox für Rinder installiert, einschließlich einer Vorrichtung, mit der man deren Köpfe fixieren kann. Auch für Schweine wurde eine neue Box eingebaut, in der die Tiere einzeln betäubt werden können. In dem Videomaterial, das die Soko Tierschutz im vergangenen Frühjahr veröffentlichte, sah man, dass die Metzger immer wieder Schwierigkeiten bei der Betäubung hatten. Außerdem wurde ein neues Vordach im Bereich der Anlieferung eingebaut, sagte Jais.

Er ist Obmann der Brucker Metzgerinnung und hat die Geschäftsführung des Schlachthofes nach den Vorfällen im Sommer übernommen. Jais hat einen Neuanfang mit komplett neuem Personal versprochen. Die Betriebsführung hat Thomas Winnacker übernommen, der früher bei der Öko-Metzgerei Landfrau beschäftigt war, einem wichtigen Großkunden des Brucker Schlachthofs. Jais hofft, dass die meisten Kunden trotz der achtmonatigen Zwangspause wiederkommen. "Alle sind froh, dass sie wieder in der Nähe schlachten können", sagte er. Die Landwirte, Direktvermarkter und Metzger waren auf andere Schlachthöfe ausgewichen. Die längeren Transporte seien für die Tiere schlecht und für die Betriebe ein Zeitverlust.

Jais geht deshalb davon aus, dass die höheren Gebühren für die Fleischbeschau keinen abschrecken. Am Montag hatten mehrere Kreisräte kritisiert, dass der Landkreis die Beträge angehoben hat. Demnach werden für ein Rind maximal knapp 30 Euro fällig, für ein Schwein fast 22 Euro. Dadurch würde der Betrieb gefährdet, warnte Max Keil (ÖDP). Er war Geschäftsführer des Schlachthofs, bis er dieses Amt wegen der Vorfälle aufgab. Landrat Thomas Karmasin (CSU) verwies darauf, dass die Fleischbeschau kostendeckend sein müsse. Bereits kurz vor der Schließung des Betriebes hatte das Landratsamt aufgrund der Vorfälle angeordnet, dass zwei Tierärzte bei Schlachtungen anwesend sein müssen. Zuvor war immer ein amtlicher Tierarzt dabei, der seit mindestens 2007 regelmäßig Mängel bei Hygiene und Betäubung notierte, allerdings nie so gravierende Vorfälle meldete, als dass die Betriebserlaubnis entzogen worden wäre.

Im September 2016 hatte eine Überprüfung durch Veterinäramt, Regierung von Oberbayern und Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit zahlreiche bauliche Mängel ergeben. Auf den Videos der Tierrechtler, die angeblich über Monate entstanden, ist zu sehen, wie ein Metzger mit Stiefeln über Schweine läuft, ein anderer tritt ein Schaf gegen den Kopf, den das Tier zwischen Gitterstäbe herausgestreckt hat, einem Rind wird der Schwanz umgebogen. Außerdem warf die Soko den Betreibern vor, Elektroschocker, die von Bioverbänden untersagt sind, exzessiv einzusetzen, sowie Starkstrom-Betäubungszangen für Schweine, um ein Rind anzutreiben, was ebenfalls nicht erlaubt ist.

Seit dem Jahreswechsel ist das Landratsamt wieder direkt für die Untersuchung von Schlachttieren und Fleisch sowie die Kontrolle der Schlachtungen verantwortlich. Eine Mehrheit des Kreistages hatte diese Aufgabe für den Brucker Schlachthof privatisiert, als der Betrieb 1999 eröffnete. Seit 2004 galt diese Regelung auch für andere Schlachtungen im Landkreis.