- Julia Görges erreicht Weltranglistenplatz zehn.
- Mit Angelique Kerber und Julia Görges stehen erstmals seit 1997 wieder zwei deutsche unter den Top Ten im Damentennis.
- Barbara Rittner sieht noch Raum für Verbesserung.
"Mir fällt eine schöne Geschichte zu ihr ein", sagt Barbara Rittner am Handy. Dann erzählt sie die schöne Geschichte über Julia Görges. Sie ereignete sich im April 2015, eigentlich aus einem unerfreulichen Anlass. Die deutschen Tennisfrauen hatten das Halbfinale im Fed Cup 2:3 in Russland verloren. Vorbei war die Chance, endlich nach 1992 den wichtigsten Nationen-Wettbewerb zu gewinnen. Zwei Überraschungen hatte es dabei gegeben, Görges war im Einzel für den ersten Tag aufgestellt worden und nicht die besser platzierten Angelique Kerber und Andrea Petkovic.
Görges verlor dann gegen Svetlana Kusnetsova. Tags darauf entschied sich Rittner für das Doppel Petkovic/Sabine Lisicki - und gegen Görges, die im Doppel die Beste war. "Jule hatte danach in einer Mail in einem Verteiler geschrieben, dass eben nicht nur zwei Spielerinnen für Punkte sorgen können", schildert die damalige Fed-Cup-Chefin Rittner, "sie meinte, sie müsse bei sich anfangen und sich sportlich einfach verbessern." Dass Görges sich kritisch hinterfragte statt die Schuld bei anderen zu suchen, imponierte Rittner.
Umso mehr freut sie sich jetzt für Görges, die an diesem Montag einen speziellen Moment in ihrer Profikarriere erlebte, die 2005 begann: Görges ist als Zehntplatzierte erstmals in die Top Ten der Weltrangliste eingezogen. "Das ist eine Riesenleistung", findet Barbara Rittner: "Dieser Rang ist die logische Konsequenz ihrer kontinuierlichen Arbeit, sie hat ihn absolut verdient." Auch für das deutsche Frauentennis ist die Platzierung etwas Besonderes. Angelique Kerber, die zweimalige Grand-Slam-Gewinnerin von 2016, hat sich nach einem schwachen Jahr 2017 ja wieder auf Rang neun vorgekämpft. Zwei Deutsche in den Top Ten - das gab es zuletzt 1997, als Steffi Graf und Anke Huber Deutschlands beste Profis waren.
Der Aufstieg von Görges ist umso bemerkenswerter, da die heute 29-Jährige aus Bad Oldesloe bereits vor sechs Jahren als 15. fast den symbolisch-elitären Klub erreicht hatte - und eben einen zweiten, langen Anlauf nahm, ehe es glückte. Eine Handverletzung brachte sie vom erhofften Kurs ab, welcher der aggressiv spielenden Rechtshänderin stets zugetraut worden war.
WTA-Weltrangliste
1. Wozniacki (Dänemark) 7965 Punkte, 2. Halep (Rumänien) 7616, 3. Switolina (Ukraine) 5835, 4. Muguruza (Spanien) 5690, 5. Ka. Pliskova (Tschechien) 5445, 6. Ostapenko (Lettland) 5000, 7. Garcia (Frankreich) 4495, 8. V. Williams (USA) 4277, 9. Kerber (Kiel) 3031, 10. (12.) Görges (Bad Oldesloe) 2900; 52. (50.) Witthöft (Hamburg) 1033, 58. (67.) Maria (Bad Saulgau) 995, 69. (68.) Siegemund (Metzingen) 892, 75. (73.) Barthel (Neumünster) 858, 106. (114.) Petkovic (Darmstadt) 610, 149. (150.) Lottner (Stuttgart) 393, 163. (161.) Korpatsch (Kaltenkirchen) 355, 174. Lisicki (Berlin) 337.
Deutsche Tennisspielerinnen erstmals in den Top Ten
Sylvia Hanika 1983
Bettina Bunge 1983
Claudia Kohde-Kilsch 1984
Stefanie Graf 1985
Anke Huber 1992
Andrea Petkovic 2010
Angelique Kerber 2012
Julia Görges 2018
2011 hatte sie mit dem Sieg bei Deutschlands größtem Turnier, dem Porsche Tennis Grand Prix in Stuttgart, die Erwartungen stattlich genährt - und doch sollte es sechs Jahre bis zum nächsten Triumph dauern. Dass sie in all den Jahren nie aus den Top 100 flog, ging als Leistung unter. 2017 reüssierte sie in Moskau und bei der B-WM in Zhuhai, erreichte dazu die Finals in Mallorca und Bukarest. Anfang Januar gewann sie gleich erneut ein Event, in Auckland. "Wenn man bedenkt, welche Aufs und Abs sie hatte und dass sie wieder oben angelangt ist, verdient ihre Entwicklung noch mehr Respekt", sagt Rittner.