Heimlich arbeiten Israel und seine Gegner zusammen.
Die palästinensische Frage war 50 Jahre der Fokus der arabischen Welt. Wie groß die Differenzen auch waren, Regionalpolitik und das Verhältnis zu Israel wurden immer von diesem Punkt aus gedacht. Überdies eignete sich die Feindschaft zu Israel immer hervorragend, um über die eigenen Schwächen und Fehler hinwegzutäuschen, um autoritäre Herrschaftsmodelle zu rechtfertigen und die Massen zu mobilisieren.
Diese Zeiten sind vorbei: Mussten sich Ägypten und Jordanien heftigster Anwürfe erwehren, als sie Frieden schlossen mit Israel, so arbeiten heute Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate mit dem einstigen Erzfeind zusammen - allerdings verdeckt. Israels Generalstabschef gibt einer saudischen Publikation ein Interview, zugleich werden einem israelischen Judoka beim Turnier in den Emiraten Flagge und Hymne verweigert. Israel darf auf ägyptischem Territorium bombardieren, beide Seiten aber bekennen sich nicht zur Militärkooperation.
Diese Verlogenheit ist schwer erträglich; sie fußt auf Jahrzehnten Staatsdoktrin, Erziehung, Aufhetzung, die einer offenen Zusammenarbeit entgegenstehen. Die arabischen Staaten sollten die Dämonisierung Israels beenden, zugleich aber ihren neuen Freunden klarmachen, dass eine Zweistaatenlösung und Frieden mit den Palästinensern allen Beteiligten weit mehr Sicherheit bringt. Doch bevor Riad, Abu Dhabi oder Kairo ehrlich werden, retten sie sich lieber in durchsichtige Selbstverleugnung.