Bundesliga Die unbesiegbaren Freiburger

Christian Streich haderte ganz schön in der Partie gegen Leverkusen.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
Von Christoph Ruf, Freiburg

Als die Pressekonferenz vorbei war und die beiden Trainer sich noch einmal herzlich voneinander verabschiedet hatten, herrschte Kopfschütteln im Freiburger Presseraum. Denn gerade eben hatte die Runde gemacht, dass ein Onlineportal das 0:0 zwischen Freiburg und Bayer Leverkusen als "Grottenkick" in die Umlaufbahn des Internets gejagt hatte.

Das war allerdings Geschichtsfälschung. Denn in Wirklichkeit erbrachte das Spiel den Beweis, dass ein Spiel nicht unbedingt Tore braucht, um unterhaltsam zu sein. Zumindest nicht, wenn es mit einem Tempo geführt wird, wie es die 22 Spieler an den Tag legten. Und eigentlich ist es in dieser Saison ja ohnehin ziemlich unwahrscheinlich geworden, dass der SC Freiburg grottig kickt - jedenfalls dann, wenn man die Ergebnisse betrachtet. Nach der Partie waren beide Trainer recht zufrieden, dass ihr Team nicht verloren hatte. Leverkusens Trainer Heiko Herrlich sagte: "Hier haben sich schon viele Mannschaften schwergetan und hier werden sich noch viele Mannschaften schwer tun."

Leverkusen machte von Beginn an klar, dass es außer der Trikotfarbe kaum noch etwas mit dem oft lethargischen Haufen gemein hat, der in den vergangenen Jahren in Freiburg oft enttäuschte. Und da Freiburg umgekehrt auch nicht schlampig war, hatte kein Spieler mehr als ein paar Zehntelsekunden Zeit, um den Ball anzunehmen. So etwas heißt in der floskelgesättigten Fußballersprache seit ein paar Jahren "intensives Spiel". Eines, indem Schiedsrichter Robert Kampka acht gelbe Karten zeigte, sieben für Freiburg. "Wir sind jetzt ja keine unfaire Mannschaft", sagte Freiburgs Trainer Christian Streich. "In den letzten drei Spielen haben wir nicht eine einzige Gelbe bekommen und jetzt gleich sieben. Aber klar: Ein paar Mal sind wir schon zu spät gekommen."

Leverkusen, Dortmund, Leipzig - niemand kann Freiburg schlagen

Doch lieber als über den Schiedsrichter sprach Streich am Samstagabend übers Große und Ganze. Und damit über eine erstaunliche Serie des Sportclubs von jetzt schon neun Spielen ohne Niederlage, die auch nach den letzten drei Partien gegen die Branchengrößen aus Leipzig, Dortmund und Leverkusen Bestand hat. Und die offenbar auch gut fürs Selbstvertrauen war. "Wir haben jetzt schon oft gezeigt, dass wir auch gegen die vermeintlich Großen bestehen können", sagte Angreifer Tim Kleindienst, "deswegen wollten wir uns auch nicht verstecken."

Gegen Leverkusen kam der Sportclub durch Nils Petersen und Janik Haberer zu einer Doppelchance (5.), die Leverkusens Keeper Bernd Leno ebenso vereitelte wie Kleindiensts Schuss (18.). Umgekehrt scheiterte Leon Bailey mit einem Kopfballaufsetzer, der das Freiburger Tor knapp verfehlte (32.). Freiburg hatte mehr gute Chancen, Leverkusen dafür die beste des Spiels, als Alario einen Kopfball an den Pfosten setzte (8.). Dass sich der Sportclub den Punkt "redlich verdient" hatte, gaben dann auch die Leverkusener Spieler zu. Und die bekamen die Komplimente prompt zurück. So fand SC-Verteidiger Lukas Kübler, dass man ganz gut ausgesehen habe "gegen eine Mannschaft, die offensiv zum Besten gehört, das die Liga zu bieten hat". Streich sprach von einem "gewonnenen Punkt" und freute sich, dass die relativ offensive Ausrichtung aufgegangen war: "Wenn du gegen diese schnelle, technisch starke Mannschaft zu tief stehst, erdrücken sie dich."

Man darf gespannt sein, wie die Statements ausfallen, wenn die Freiburger Serie auch in den nächsten beiden Spielen Bestand hat. Denn dann geht es gegen die Abstiegs-Konkurrenz aus Hannover und eine Bremer Mannschaft, die mit dem Sieg auf Schalke zwei Punkte gutgemacht hat auf den Sportclub. Was auch Streich nicht entgangen war. "Mich überrascht es kein bisschen, dass Werder gegen Schalke gewonnen hat", sagte er. "Insofern hätte ich auch lieber nicht diese Serie. Und dafür fünf Punkte mehr."

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