Wohlfahrtsverbände nehmen Kommunen in die Pflicht
Es sind die großen Themen in der Region wie Wohnungsnot und Fachkräftemangel, die auch die Arbeitsgemeinschaft (Arge) der Wohlfahrtsverbände im Landkreis umtreiben. "Wir können nur immer wieder das Fähnchen hochhalten", was fehlenden bezahlbaren Wohnraum angeht,sagte Carolin Dümer, Kreisgeschäftsführerin der Caritas, am Freitag bei einem Pressegespräch der Arge. Durch viele aktuelle Fälle "merken wir, wie dringend dieses Thema ist". Deshalb wird es auch 2018 auf der Agenda der Arge stehen. BRK-Geschäftsführer Albert Söhl gab aber zu, dass das Engagement der Sozialverbände "nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist".
Wichtig sei ihm, dass die Kommunen beim Wohnungsbau aktiver würden, vor allem weil dieser derzeit staatlich gefördert werde. Dieses Geld werde "nicht vernünftig abgerufen". Als positives Beispiel hob Heidi Kammler, Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt, die Gemeinde Kirchdorf hervor. Auch die Stadt Freising sei ein Vorbild, sagte Söhl. Sie verfüge über viele Sozialwohnungen, die sie nach und nach saniere. An den Landkreis appelliert er, die Sozialbindung in seinen Immobilien zu erhalten und sie nicht an Private zu verkaufen, sollte die Wohnungsbaugesellschaft aufgelöst werden.
Kritik übten die Arge-Mitglieder daran, dass die Flughafengesellschaft (FMG) 600 Wohnungen versprochen habe, passiert sei aber nichts. Rudolf Strehle, FMG-Beauftragter für die Flughafenregion, sagte dazu auf SZ-Nachfrage, der Wohnungsbau sei "nichts, was man aus dem Ärmel schüttelt", es sei aber einiges auf dem Weg. Im Juni werde die FMG eine neu errichtete Anlage mit etwa 45 Wohnungen in München-Bogenhausen übernehmen. Innerhalb der nächsten zwölf Monate soll ein leer stehendes Bürogebäude in Hallbergmoos so umgebaut werden, dass dort über hundert möblierte Mitarbeiter-Apartments entstehen. Da es sich um ein Gewerbegebiet handelt, könnten sie dort allerdings nicht auf Dauer untergebracht werden. Neue Kollegen könnten einziehen, bis sie eine eigene Wohnung gefunden haben. Auch in drei Umlandgemeinden seien Bauprojekte in Vorbereitung, sagte Strehle. Wo genau, dazu wollte er sich nicht äußern. In einem Fall werde die FMG in den nächsten Wochen den Bauantrag einreichen, in einem zweiten eine Bauvoranfrage.
Für Diskussionen in den Gemeinden sorge die Größe der Vorhaben.
Ein weiteres Problemfeld, das die Arge-Mitglieder ansprachen, ist der Fachkräftemangel bei Erzieherinnen, Sozialpädagogen und Pflegepersonal. Söhl regte den Bau einer Pflegeschule an. Das Beispiel der Krankenpflegeschule am Klinikum zeige, dass ein Teil der jungen Leute anschließend in Freising bleibe. Wichtig sei es aber auch, die Schüler bei Praktika oder später in der Ausbildung "nicht zu verheizen", sagte Kammler. Die Arbeitgeber müssten sich um attraktive Bedingungen bemühen. Die Erfahrung zeige, dass einige sonst nach kurzer Zeit abspringen. "Sie wollen Zeit haben für die Menschen." Außerdem brauche man bezahlbaren Wohnraum, um Mitarbeiter zu gewinnen. "Wir landen immer wieder beim gleichen Thema", sagte Kammler.
Den Vorsitz der Arge übernimmt 2018 die Lebenshilfe. Carolin Dümer gab den Stab weiter. Eigentlich wäre die Diakonie an der Reihe gewesen. Wegen interner Umstrukturierungen wurde dies um ein Jahr verschoben.