Außerdem spionierten die Betreiber der Tabledancebar die Bankdaten ihrer Gäste aus - und hoben immer wieder Geld ab.
Willige Animierdamen, erotische Tanzeinlagen und schummriges Licht: Die Tabledance-Bar an der Karlstraße in der Maxvorstadt zog etliche Männer an, die Damen zogen sich aus - und die Betreiber ihre Kunden reihenweise über den Tisch. Mit Hilfe der Frauen in dem Etablissement spionieren sie am Kartenterminal Geheimzahlen der Gäste aus und buchten dann geschickt diverse Beträge von deren Konten ab. Angeklagt sind nun vor dem Landgericht München I Vater und Sohn, weil sie sich auf diese Weise mehr als 66 000 Euro ergaunert haben sollen. Und nicht nur das: Das Rotlicht-Duo soll Frauen nach München gelockt und sie dann als Prostituierte im Sperrbezirk angeboten haben.
17 Seiten umfasst die Anklageschrift, die die Staatsanwaltschaft verfasst hat. Allein die Verlesung geht über eine Stunde, dann schlägt Richter Stephan Kirchinger den Verteidigern und der Staatsanwaltschaft ein Vermittlungsgespräch vor. Anwalt Nicolas Frühsorger fürchtet "einen langwierigen Prozess", so keine Verständigung zwischen den Prozessbeteiligten zustande kommt. Es gibt etliche geschädigte Kunden der "Pretty-Woman-Bar", Komplizen, Prügelopfer und Frauen, die aus einer Notlage heraus zur Prostitution gezwungen wurden. Am Ende kommt keine Einigung zustande, der erste Prozesstag verläuft ohne größere Erkenntnisse.
"Ich habe im Puff keinen Mann erlebt, der sich wie ein Gewinner gefühlt hat"
Es ist davon auszugehen, dass immer Alkohol im Spiel war und die Kunden der Bar anderweit abgelenkt waren. Anders ist es nicht zu erklären, wie die Bande so dreist agieren konnte. Den Männern wurde zur Bezahlung das tragbare Terminal gereicht, während die Pin-Nummer eingetippt wurde, spähte eine Animierdame diese aus. Dann nahm man Terminal und Karte mit hinter den Tresen - und buchte ein paar mehr Beträge vom Konto ab. Eine andere Variante bestand darin, beispielsweise anstelle der konsumierten Getränke im Wert von 150 Euro in das Terminal den Betrag von 1500 Euro einzutippen,was dem abgelenkten Kunden im Dämmerlicht entging.
Bei einem anderen Gast spionierten die Damen die Geheimzahl aus, und als dieser seinen Geldbeutel auf den Tresen legte und kurz verschwand, zogen sie die EC-Karte heraus und bedienten sich eifrig am Konto. Als Hauptakteure gelten der 51-jährige Aleksandar M. und sein 22-jähriger Sohn Kevin Z. Mit im Boot beziehungsweise am Terminal soll auch die schwangere Freundin des Sohnes gewesen sein.
Die Bardamen soll das Duo hauptsächlich aus Osteuropa nach München gelockt haben, mit der Aussicht, als Tänzerinnen Geld verdienen zu können. Die jungen Frauen mussten im Zimmer über der Bar schlafen. Sie wurden nackt fotografiert, ihr Bild auf eine Internetseite gestellt, dann eröffnete man ihnen, sie sollten als Prostituierte arbeiten, oder auf eigene Kosten in die Heimat zurück fahren. Vater und Sohn brachten die Frauen dann nach einer Internetbestellung entweder in die Wohnungen der Männer oder in eine extra im Sperrbezirk angemietete Freierwohnung. Dort mussten die Frauen über sich ergehen lassen, was von ihnen verlangt wurde. Anschließend kassierten die Zuhälter das Geld ab und überließen den Frauen etwa die Hälfte der Einnahmen.
Einmal wurde eine Frau in eine Flüchtlingsunterkunft bestellt. Der Kunde erklärte ihr, sie solle nicht nur mit ihm, sondern noch mit zwei weiteren Männern zum Preis von einem schlafen. Die Frau lehnte ab, rief die Zuhälter an, woraufhin Vater und Sohn den Kunden mit Baseballschläger und Schlagstock verprügelten. Der Prozess wird nächsten Mittwoch fortgesetzt.