Der Sportgerichtshof Cas hebt Doping-Sperren gegen 28 russische Athleten auf. Das Urteil entlarvt: Das Internationale Olympische Komitee wollte nur Härte simulieren.
Das kommt davon, wenn man immer monatelang, jahrelang auf Zeit spielt, wie der IOC-Präsident Thomas Bach das so meisterhaft beherrscht: mit Verzögerungs-Kommissionen hier und Aufschiebe-Kommissionen da. Dann fliegt einem immer kurz vor den Olympischen Spielen der Laden in die Luft.
So war es im Sommer 2016 in Rio de Janeiro, als noch Stunden vor dem ersten Wettkampf unklar war, welche russischen Sportler denn nun an den Start gehen dürfen und welche nicht, weil bis zuletzt irgendwelche Ad-hoc-Panels so tun mussten, als würden sie die Sache erst noch tiefenscharf prüfen. Obwohl andere Panels die Sache davor auch schon begutachtet hatten. Und so ist es auch jetzt wieder, wenige Tage vor Beginn der Winterspiele in Pyeongchang.
Sportgericht hebt reihenweise Olympia-Sperren für Russen auf
Klar ist: Es gab in Russland rund um die letzten Winterspiele 2014 in Sotschi (und auch schon lange davor) ein gigantisches Dopingbetrugsprogramm. Das ergibt sich aus Dokumenten, aus Datenbanken, aus Zeugenaussagen. Nur die Russen leugnen ihr Staatsdoping bis heute - weil nun mal nicht sein kann, was nicht sein darf. Völlig unklar ist hingegen, welche russischen Sportler trotz dieses Dopingbetrugs nun in Südkorea an den Start gehen dürfen und welche nicht.
Am Donnerstagmorgen hob der oberste Sportgerichtshof, der Cas, im Fall von 28 russischen Athleten den lebenslangen Olympia-Bann wieder auf, den Bachs IOC gegen sie verhängt hatte. Sogar ihre aberkannten Sotschi-Medaillen sollen sie zurückkriegen. Es wäre die nächste gigantische Umverteilung im Medaillenspiegel. Die olympischen Siegerlisten: Sie sind längst nichts mehr wert.
Das System hätte als solches sanktioniert werden müssen
Dass diese 28 Athleten nun wirklich mitmachen dürfen in Südkorea, ist weiterhin unwahrscheinlich. Sie sind jetzt zwar nicht mehr gesperrt, schon gar nicht lebenslang, aber das IOC hat sie nicht eingeladen zu seiner Pyeongchang-Party. Sie müssten jetzt wohl das nächste Schnellverfahren vor dem Cas anstrengen. Sich die Ski oder die Schlittschuhe anschnallen - und dann quasi an der Startlinie erfahren, ob man gesperrt ist oder nicht. Absurder geht es kaum.
Die Ursache für dieses Chaos sind Thomas Bachs Tricksereien.
Denn das Kernproblem ist ja dies: Die umfassende Beweislage legte ein System offen, eine riesige Verschwörung. Symbolisch dafür steht das Loch in der Wand des Anti-Doping-Labors von Sotschi, durch welches ein Mitarbeiter des Inlandsgeheimdienstes schmutzige gegen saubere Urinproben austauschte. Mit dabei: die angeblichen Doping-Bekämpfer aus dem Labor, Funktionäre, das Sportministerium. Selbst der IOC-Präsident Bach nannte dieses System "einen nie dagewesenen Angriff auf die Integrität der Olympischen Spiele".