Beim Neujahrsempfang der Kreis-CSU in Andechs sagt ihm Ministerin Ilse Aigner ihre Unterstützung zu.
Vize-Landrat Georg Scheitz (CSU) wird neben Ute Eiling-Hütig für den Landtag kandidieren - und darf sich bereits jetzt der Unterstützung von Ilse Aigner sicher sein. Dies gab die stellvertretende Ministerpräsidentin und Wirtschaftsministerin in ihrer Rede beim Neujahrsempfang der Kreis-CSU im Klostergasthof Andechs bekannt. Ebenso verkündete sie, dass der Weßlinger Andreas Lechermann für den Bezirkstag antreten wird.
Am Donnerstagabend war die Entscheidung über Scheitz und Lechermann im Kreisvorstand gefallen. Bereits vor längerer Zeit habe ihn die Kreisvorsitzende Stefanie von Winning schon mal deswegen angesprochen, sagt Scheitz auf Anfrage der SZ. Er selbst wolle "noch einmal etwas bewegen, vor allem auf dem Agrarsektor und im Umweltschutz". Besonderes Augenmerk will der Bio-Landwirt eigenen Aussagen zufolge auf ökologischen Landbau legen. Anders als Direktkandidatin Eiling-Hütig wird Scheitz als Zweitstimmenkandidat antreten. Auf welchem Listenplatz er landet, steht aber noch nicht fest - ebenso wenig wie bei Andreas Lechermann. Es ist aber davon auszugehen, dass Namen in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt sein werden. Eine endgültige Entscheidung darüber werden die CSU-Delegierten am 21. April in München treffen. Scheitz und Lechermann gehen offenbar davon aus, dass ihre Kandidatur noch offiziell von der Kreis-CSU bekanntgegeben wird. Ilse Aigner hatte ihre Unterstützung für die beiden Männer nur in einem kleinen Nebensatz erwähnt. Nicht jeder dürfte dies also mitbekommen haben, wie Scheitz sagt. Die Kreisvorsitzende Stefanie von Winning begründete am Sonntag die Nominierung von Scheitz mit dessen agrarpolitischer Kompetenz und seiner Bekanntheit in der Region als stellvertretender Landrat. Zudem seien Scheitz und Eiling-Hütig ein "gutes Team".
Beim Neujahrsempfang am Freitag war es jedoch mehr um das Ringen um eine neue Regierung in Berlin gegangen. Aigner sagte, sie habe so etwas noch nie erlebt - obwohl sie seit 28 Jahren in der Politik sei und zum vierten Mal an Koalitionsverhandlungen teilnehme. Auch nach Andechs war sie nur auf Abruf gekommen. Die CSU-Kreisvorsitzende Winning war denn auch bei der Begrüßung der Ministerin zwiegespalten, ob sie sich nicht doch lieber wünschen sollte, dass Aigner in Berlin säße, "um endlich Nägel mit Köpfen zu machen".
Schlaflose Nächte scheint Aigner wegen der Koalitionsverhandlungen aber nicht zu haben. Im vollen Saal des Klostergasthofes präsentierte sie sich entspannt und fröhlich. Begrüßt wurde sie von einem großen Aufgebot an CSU-Frauen. Neben Landrat Karl Roth und Bezirksrat Harald Schwab war die Landtagsabgeordnete Ute Eiling-Hütig da, selbstverständlich auch deren Mentorin Ursula Männle, die heute die Hanns-Seidel-Stiftung leitet. Sogar die Europaabgeordnete Angelika Niebler war auf den Heiligen Berg gekommen - als einzige im feschen hellblauen Dirndl.
Während Stefanie von Winning das Ergebnis der CSU bei der Bundestagswahl mäßig bis saumäßig fand und sich im Oktober ein besseres Ergebnis wünschte, verbreitete Ilse Aigner in ihrer knapp halbstündigen Rede viel Optimismus. Dass es Bayern gut geht, begründete sie mit einer Zahl: Seit 1990 sei die Zahl der Menschen, die in Bayern lebten, um zwei Millionen gestiegen. Darunter werden jedoch auch in Zukunft keine Familien von subsidiär Schutzbedürftigen sein, zeigte sich Aigner kompromisslos. Sie lobte den leistungsfähigen Mittelstand und erteilte der Bürgerversicherung eine Absage. Warum solle man ein Gesundheitssystem ändern, in das alle, die im Ausland krank werden dringend zurück wollten, fragte Aigner. Für diese Rückkehr würden sogar Versicherungen abgeschlossen, da könne das System ja nicht so verkehrt sein.
Spontanen Applaus gab es für ihren Vorschlag, das komplizierte Streifenkartensystem des Münchner Verkehrsverbundes durch ein modernes digitales Abrechnungssystem zu ersetzen. Ausdrücklich lobte sie das Engagement von Ute Eiling-Hütig im Landtag. Deren erneute Kandidatur unterstütze sie daher. Eiling-Hütig, die bereits die amtierende Landtagsabgeordnete des Landkreises Starnberg ist, hatte zuvor Mut zu bayerischen Lösungen gefordert und war damit voll und ganz auf der Linie Aigners, die mit Blick auf die Koalitionsverhandlungen in Berlin sagte: Sie wolle auch in Zukunft in Bayern keine Berliner Verhältnisse.
Als die Kreisvorsitzende Winning Aigner schließlich verabschiedete, zeigte sie sich dann doch recht erfreut, sich nicht mit deren Staatssekretär Franz Pschierer begnügt haben zu müssen. Denn als Geschenk überreichte sie Aigner einen modischen Schal der Inninger Firma Codello. Dieser solle Aigner "vielleicht durch lange Verhandlungsnächte" begleiten. Pschierer hätte der wohl etwas weniger gekleidet.