Van der Bellen fordert Landbauer-Rücktritt

A protester holds a swastika in a basket during an
Foto: REUTERS/HEINZ-PETER BADER Protest gegen Akademikerball mit Van-der-Bellen-Maske

Sonst "hat die FPÖ ein Problem", sagt der Bundespräsident. Aus der Sicht Van der Bellens beginnt die Rote Linie nicht erst beim Strafrecht. FPÖ-Generalsekretär Vilimsky kritisiert dies als "Vorverurteilung" unmittelbar vor der NÖ-Landtagswahl.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen fordert nach dem Nazi-Lieder-Skandal bei der Burschenschaft Germania den Rücktritt des niederösterreichischen FPÖ-Spitzenkandidaten und langjährigen Germania-Vizeobmannes Udo Landbauer. Tritt er nicht zurück, "dann hat die FPÖ ein Problem", sagte Van der Bellen dem ORF laut einer Vorabmeldung im Ö1-"Morgenjournal". Das gesamte Interview wird im "Mittagsjournal" ausgestrahlt.

>>> Blau sucht Ausweg aus dem braunen Sumpf

Aus der Sicht Van der Bellens beginnt die Rote Linie nicht erst beim Strafrecht: "Ein lächerlich Machen des Massenmords im Zuge des Holocausts, ein lächerlich Machen der Vergasung von Millionen Juden in Auschwitz, ich meine, wo sind wir denn", so Van der Bellen im Ö1-Interview. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hatte sich in dieser Causa für volle und rasche Aufklärung ausgesprochen - und gemeint, die Verantwortlichen müssten "die volle Härte des Gesetzes spüren".

>>> Akademikerball: 8000 tanzten gegen den Ball an

Austrian President Van der Bellen addresses the Pa Foto: REUTERS/VINCENT KESSLER Die Staatsanwaltschaft hat bereits wegen des Verdachts der nationalsozialistischen Wiederbetätigung Ermittlungen gegen vier Personen eingeleitet, die für die Zusammenstellung und Illustration der sichergestellten Liederbücher der "Pennalen Burschenschaft Germania Wiener Neustadt" verantwortlich zeichneten - nicht aber gegen Landbauer. Das 1997 neu aufgelegte Liederbuch der Germania enthält neben rassistischen Liedern und Wehrmachts-Nostalgie auch einen Text, in dem sich die Burschenschaft über den Holocaust lustig macht ("Gebt Gas, ihr alten Germanen, wir schaffen die siebte Million"). Landbauer gab an, davon nichts mitbekommen zu haben und hat seine Mitgliedschaft in der Burschenschaft suspendiert.

>>> Strache kassiert Shitstorm für Kritik an Antisemitismus

Vilimsky kontert Van der Bellen

Der Bundespräsident "sollte nicht durch Vorverurteilungen die Überparteilichkeit seines Amtes ramponieren", konterte FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky die Rücktritts-Aufforderung Alexander Van der Bellens. Einen Tag vor der NÖ-Wahl "aus der Hofburg eine Verurteilung vorzunehmen, entspricht nicht dem Stil und der Würde der Funktion des Bundespräsidenten", meinte er.

Vilimsky bekräftigte in einer Aussendung die FPÖ-Linie: Der niederösterreichische Spitzenkandidat Landbauer habe "in einer sehr klaren und glaubwürdigen Form dargelegt, dass er mit jenen Textstellen, die in einem 20 Jahre alten Liederbuch nun ans Licht der Öffentlichkeit gelangt sind, weder etwas zu tun hat noch zu irgendeinem Zeitpunkt davon Kenntnis hatte". Vor diesem Hintergrund wäre Van der Bellen "gut beraten, keine Vorverurteilung vorzunehmen, sonst ramponiert er die Überparteilichkeit seines Amtes".

Der Bundespräsident "sollte wissen", dass Landbauer elf Jahr alt war, als das Liederbuch publiziert wurde - und dass sich dieser zeit seines Lebens stets von Antisemitismus und Totalitarismus distanziert habe. Vilimsky zeigte sich überzeugt, dass die niederösterreichischen Wähler morgen am Sonntag "dieser durchsichtigen Kampagne" gegen Landbauer "eine klare Absage erteilen" werden.

Kern fordert Rückzug von Burschenschaftern

Generell den Rückzug aller Burschenschafter aus Regierungsämtern und Kabinetten forderte SPÖ-Chef Christian Kern. Die ÖVP habe "am Rande der Rechtsradikalität schrammende deutschnationale Burschenschafter" in höchste Staatsfunktionen geholt, kritisierte er gegenüber dem ORF das FPÖ-Regierungsteam.

8.000 Demonstranten gegen Akademikerball

Akademikerball "ruhige Angelegenheit für Polizei"

    Melden Sie den Kommentar dem Seitenbetreiber. Sind Sie sicher, dass Sie diesen Kommentar als unangemessen melden möchten?