Warum es zwischen Moosburg und demLandratsamt gerade nicht rund läuft
Die Fehde, nach einer Definition von Christoph H. F. Meyer ein "Zustand von Feindschaft zwischen zwei Parteien, die innerhalb derselben politischen Einheit oder Gesellschaft leben", hat im Lauf der Jahre einiges mitgemacht. Sie stellte, wie im Internetportal historisches-lexikon-bayerns.de nachzulesen ist, im römisch-deutschen Reich ein Mittel dar, das eigene Recht durchzusetzen. Wobei Fehde natürlich nicht gleich Fehde ist, weil diese vom Früh- über das Hoch- bis zum Spätmittelalter zahlreiche Veränderungen durchlief.
Die Fehde, durch die Geschädigte und Schädiger, etwa Adelige oder Bischöfe, unter Ausschaltung einer übergeordneten Instanz Rechtsbrüche gewaltsam regelten, wurden im Laufe der Zeit strukturiert, eingeschränkt - und schließlich abgeschafft. Durch den auf dem Wormser Reichstag von 1495 verkündeten "Ewigen Landfrieden" wurden Fehden verboten. Freilich bestanden sie auch danach noch fort - sprichwörtlich bis heute.
So tragen der Moosburger Stadtrat und das Landratsamt in Freising - "zwei Parteien, die innerhalb derselben politischen Einheit oder Gesellschaft leben" - derzeit ihre kleine Fehde aus. Nicht im Sinne einer Feindschaft, aber doch einer veritablen Meinungsverschiedenheit. Der Stadtrat respektive sein Bauausschuss hat diese Woche zum dritten Mal eine Tankstelle auf dem Aldi-Gelände im Gewerbegebiet Degernpoint abgelehnt und damit dem Landratsamt die Stirn geboten, das bereits zuvor angedroht hatte, diese Ablehnung durch eine Ersatzvornahme zu kassieren. Und nun?
Dass die Moosburger jetzt mit einem Trupp losziehen, wie im 15. Jahrhundert Johann von Hirschhorn, der den Würzburger Bischof Johann II. wegen nicht zurückgezahlter Schulden als Geisel nahm, gilt als eher unwahrscheinlich. Aber man könnte die Angelegenheit auch ohne Raufhändel regeln. Quasi nach Vorbild der Gemeinden Neufahrn und Allershausen, deren Rathäuser sich diese Woche ein friedliches Stockschützen-Duell auf der Eisbahn lieferten. Also: Stadt und Landratsamt trommeln ihre tapfersten Stockschützen zusammen, die sich dann in der Moosburger Eishalle ins sportliche Wettkampfgetümmel werfen, um die Frage zu klären: Tanke ja oder nein?
Ein Ritual übrigens, das man praktischerweise gleich auf die diversen stadtinternen Fehden und Fehdchen übertragen könnte. Dann schubsen demnächst auch die Gegner und Befürworter des "Plan"-Umbaus Eisstöcke übers Eis. Und die Gegner und Befürworter einer Sauna im neuen Hallenbad. Und die vehementen Kritiker und Verfechter der GmbH-Rechtsform für die Kläranlage. Und . . . und . . . und . . . Könnte allerdings sein, dass man den Betrieb der Moosburger Eishalle dann aufs ganze Jahr ausweiten müsste. Bis der "Ewige Stadtfriede" ausgerufen wird, dauert es voraussichtlich nämlich noch ein bisschen.