Wien. (kle/apa) Der Chef der Generali Österreich, Alfred Leu, sieht das Thema Pensionsvorsorge aufseiten der Politik vernachlässigt. "Ich staune, dass das nicht mehr diskutiert wird", sagte der aus der Schweiz stammende Manager am Mittwochabend vor Journalisten. Geht es nach ihm, sollte die neue Regierung neben der ersten Säule, der gesetzlichen Altersvorsorge, auch etwas für die zweite und die dritte Säule, die betriebliche und die private Vorsorge, tun. Darauf zähle er. Große Hoffnungen setzt Leu in Finanzminister Hartwig Löger, der vor seinem Wechsel in die Politik Österreich-Chef der Uniqa-Versicherung war.
Zur Lebensversicherung, die als klassisches Instrument der privaten Altersvorsorge gilt, sagte Leu, dass hier der Trend derzeit angesichts des nach wie vor bestehenden Zinstiefs in Richtung Fondspolizzen gehe. Allerdings sei es noch eine Herausforderung, die Kunden davon zu überzeugen, dass sie für eine höhere Performance bereit sein müssten, selbst auch Risiko zu übernehmen.
Neues Hybridprodukt
Das größte Wachstum im Geschäft mit Lebensversicherungen registriert die Generali bei Fondspolizzen, auf die bereits gut ein Viertel aller Neuverträge in dieser Sparte entfällt. "Da wachsen wir zweistellig", berichtete Vorstand Martin Sturzlbaum mit Blick auf das abgelaufene Jahr. Auch bei der Risikolebensversicherung sei die Zuwachsrate im zweistelligen Prozent-Bereich.
Ebenfalls sehr gut laufe das Hybridprodukt, eine Kombination aus einer klassischen Kapitallebensversicherung und einer "Fondsgebundenen". Abgeschlossen werde dieses Produkt meist für Laufzeiten zwischen 20 und 35 Jahren. Die jährliche Prämie je Polizze sei hier höher als bei der prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge. Diese biete die Generali zwar weiter an, sie sei aber nur noch ein Nebenprodukt. Zur Belebung sollten hier die Veranlagungsmöglichkeiten auf Immobilien und Infrastruktur ausgeweitet und die gesetzlich vorgeschriebene Aktienquote gesenkt werden.
In der klassischen Lebensversicherung passt die Generali für heuer die Gewinnbeteiligung an, entschieden wird dies im März. Bisher zahlt die Generali ihren Bestandskunden 2,5 Prozent Gesamtverzinsung, Neukunden 2,9 Prozent. Signifikant gesenkt werden wird die Verzinsung wohl nicht. Näher informieren will die Generali darüber am 25. April in ihrer Bilanzpressekonferenz.
Als viertgrößtes Land im Generali-Konzern ist Österreich Anfang 2018 in die Region Zentral- und Osteuropa (CEE) gewechselt, Sitz der Generali CEE Holding ist Prag. Die dort zusammengefassten elf Länder erwirtschaften mit rund 16.000 Mitarbeitern mehr als sechs Milliarden Euro Prämienvolumen. Die Region CEE mache knapp zehn Prozent des Konzernprämienvolumens aus, liefere aber fast 15 Prozent des operativen Gewinns, sagte Holding-Boss Luciano Cirinà. Sie sei die profitabelste im Gesamtkonzern.