- Der FC Bayern enteilt der Liga und hat nun schon 16 Punkte Vorsprung auf Platz zwei.
- Am Wochenende spielt Gegner Bremen guten Fußball - und trotzdem greift die individuelle Klasse der Münchner.
- Selbst wenn die Mannschaft nicht glänzt, reicht das offenbar locker, um die Bundesliga zu dominieren.
Wer verstehen will, wie die Verhältnisse in der Bundesliga gerade so sind, musste nur den Spielern des FC Bayern am Sonntagabend zuhören. Wer auch immer sich von den Reportern befragen ließ, brachte ein Lob für den Gegner an. "Bremen hat es gut gemacht übers ganze Spiel, gut gepresst", sagte zum Beispiel Sven Ulreich, eine Meinung, die Thomas Müller teilte: "Bremen hat es gut gemacht heute." Sandro Wagner wählte den gleichen Wortlaut ("die haben es gut gemacht"), Joshua Kimmich trug eine doppelte Verneinung vor ("nicht schlecht gemacht"), während Niklas Süle eher in die Hinergrundanalyse ging: "Ich denke, dass Bremen wieder Fußball spielt unter dem neuen Trainer und auch defensiv gut stand."
Ach so. Mit 4:2 gewonnen hatte übrigens nicht Werder Bremen. Sondern der FC Bayern.
Ja, Werder Bremen hat ein gutes Spiel gemacht in München. Es gab Szenen, die fast wirkten, als könnte da eine Mannschaft die Bayern gehörig ärgern, als könnte es doch nochmal so etwas geben wie Spannung im Kampf um die Meisterschaft. Wie sie pressten, wie sie Räume zustellten, wie sie konterten, wie sie durch Jérôme Gondorf (25.) zur Führung und ein Eigentor von Niklas Süle zum 2:2 trafen (75.). Aber dann machten sich halt Thomas Müller und Robert Lewandowski auf den Weg, und sie schossen nicht nur jeweils zwei Tore. Sie machten die Bundesliga noch ein bisschen weniger spannend.
Null Punkte für Leipzig, ein Punkt für Dortmund, ein Punkt für Schalke - die versammelten Verfolger des FC Bayern schwächelten an diesem 19. Spieltag, nur Leverkusen holte drei Punkte. Genau genommen schwächelten die Münchner ja selbst, nur mit dem Unterschied, dass sie ihr Spiel gewann. Und das war die Erkenntnis dieses Wochenendes: dass die Bayern ihren routiniertesten Passt-Schon-Fußball spielen können, dass sie sich darauf verlassen können, dass irgendwer im Kader schon einen guten Tag haben wird. Und dass sie damit den Vorsprung in der Liga auf 16 Punkte ausbauen.
"Wir hatten sehr viele Highlights heute, aber wir hatten auch einige Momente, wo wir uns verbessern müssen", sagte Thomas Müller hinterher. Dass die Bayern nicht immer gut aussahen, das lag auch an Bremen. Trainer Florian Kohfeldt hatte eine Taktik gewählt, die sich auch nicht viele Abstiegskandidaten zutrauen in München, vor allem nicht solche, die ein Torverhältnis von 8:59 aus den letzten 16 Spielen mitbringen: Kohfeldt ließ seine Mannschaft nicht nur verteidigen, zumindest, soweit das irgendwie möglich war. Er verzichtete auf die obligatorischen fünf Verteidiger einer Gästemannschaft in München, was seine Spieler bei Kontern schneller nach vorne brachte. Zugleich aber verdichteten die Bremer die Räume derart massiv, dass dem FC Bayern lange wenig bis gar nichts einfiel. "Zu behäbig", fand Bayerns Trainer Jupp Heynckes den Spielaufbau. Verteidiger Süle klagte: "Wir haben zu langsam gespielt, kamen nicht in die gefährlichen Räume, weil wir alle viel zu nah an der Kette standen, uns viel zu nah angeboten haben. Hinten raus haben wir ein Stück weit zu träge gespielt, und dann kommt man nicht in die gefährlichen Räume gegen eine so gut organisierte Mannschaft." Einerseits.
Andererseits hatte der FC Bayern dieses Spiel gewonnen, und selbst als Bremen eine Viertelstunde vor Schluss das 2:2 erzielte, legten die Bayern halt noch zwei Tore drauf. Die Analysen, warum das so war, enthielten zwei Namen: Thomas Müller und Robert Lewandowski. Es gebe in der Mannschaft "sehr viel individuelle Klasse, die auch mal ein Spiel allein entscheiden kann" - so drückte es Sandro Wagner aus und fügte an: "Heute waren es Robert und Thomas, die das vorne geregelt haben." Es ist keine ganz neue Erkenntnis, dass der FC Bayern sehr viele Spieler auf internationalem Niveau hat. Aber in dieser frühen Phase der Rückrunde zeigt sich sehr anschaulich, was das im Alltag bedeutet: dass ein paar Einzelspieler auch mal einen Sieg holen können, der nicht vor Schönheit glänzt.