VfB Stuttgart Mitten im Matsch

Auf dem Hosenboden gelandet: Stuttgarts Torwart Ron-Robert Zieler (rechts) lässt sich zum zweiten Mal vom Mainzer Angreifer Yoshinori Muto überwinden.

(Foto: Alex Grimm/Getty)

Nach einem erstaunlich willensschwachen Auftritt beim 2:3 in Mainz mehren sich beim VfB wieder die Abstiegssorgen - und Mario Gomez verletzt sich.

Von Johannes Aumüller, Mainz

Wenigstens eine gute Nachricht gab es am Ende doch noch für die Verantwortlichen des VfB Stuttgart. Am Sonntagmittag drang sie in die Welt, der Absender war die hauseigene fachärztliche Abteilung der Schwaben, und die Mitteilung lautete: Mario Gomez hat sich im Spiel gegen Mainz (2:3) am Vortag nicht schwer verletzt. Nach 51 Minuten war der Stürmer nach einem rüden Foul von Nigel de Jong ausgewechselt worden, aber mehr als eine Stauchung des Sprunggelenkes soll er laut medizinischer Diagnose nicht erlitten haben. Mitte der Woche wird Gomez im Training zurückerwartet, sein Einsatz im Heimspiel gegen Schalke am Samstag sei "aller Voraussicht nach nicht in Gefahr".

Das war einerseits eine beruhigende Nachricht für die Macher des VfB. Sie brauchen ihren Winter-Zugang und dessen Torgefahr in den nächsten Wochen dringend. Aber andererseits war sie bei Weitem nicht ausreichend, um die Ernüchterung des Wochenendes zu vertreiben. Sie wissen beim VfB nur zu gut, dass es - Gomez hin, Gomez her - mit solchen Auftritten wie in Mainz eher schwierig wird mit dem erhofften Klassenerhalt für den Aufsteiger.

Wegen der erneuten Verletzung von Carlos Mané denkt der VfB über einen weiteren Transfer nach

Ein 2:3 beim direkten Rivalen kann einer abstiegsbedrohten Elf natürlich immer passieren. Aber die Art und Weise, wie das 2:3 zustande kam, darf einer abstiegsbedrohten Elf beim direkten Rivalen eigentlich nicht passieren. Fußballerisch kam nicht viel; und in all jenen Belangen aus der Begriffswelt Einsatz/Kampf/Wille, die bei Teams mit Abstiegssorgen zu den Basisanforderungen zählen und die angesichts des matschigen, schwer bespielbaren Rasens besonders notwendig waren, präsentierten sich die Schwaben unterlegen. Zudem lässt sich der Auftritt kaum als Ausrutscher verbuchen. Stattdessen reiht er sich jahresübergreifend betrachtet ein in eine Reihe von sechs tendenziell mageren Spielen, die nur durch den Effekt des Gomez-Transfers und das 1:0 gegen Berlin vor einer Woche unterbrochen wurde.

Die Verantwortlichen machten auch gar keinen Hehl aus ihrem Unmut, den sie zwar ruhig, aber dafür umso klarer in der Wortwahl vortrugen. "Das war unser wahrscheinlich schlechtestes Saisonspiel", räumte Trainer Hannes Wolf ein. Und Sportvorstand Michael Reschke kündigte an: "Wir müssen uns in dieser Woche zusammensetzen, um uns taktische und spielerische Änderungen zu überlegen."

Es dürfte in diesen Gesprächen zwar um jeden Mannschaftsteil gehen, aber wenn nicht alles täuscht, wird die Offensive einen überdurchschnittlichen Redeanteil einnehmen. Diese war in Mainz weitgehend harmlos, schon in den 51 Minuten mit Gomez, in den folgenden 39 Minuten erst recht. Nur vier Chancen gab es, eine davon führte nach einem Eckball (19.) und einem Kuddelmuddel, bei dem gleich mehrere Spieler den Bal abfälschten, zum 1:0; Holger Badstuber erhielt den Treffer offiziell gutgeschrieben. Eine andere nutzte Daniel Ginczek kurz vor Abpfiff zum 2:3.

Gegen Schalke soll Gomez zurückkehren, ebenso Chadrac Akolo, der in Mainz fehlte, weil bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) aufgrund einer technischen Panne keine aktualisierte Aufenthaltsgenehmigung des Kongolesen vorlag. Aber weil sich unter der Woche der dringlich zurückerwartete Carlos Mané erneut verletzte und bis zum Saisonende ausfällt und weil der im Winter nach Köln verkaufte Simon Terodde nun dort seine Tore schießt, könnte es in den nächsten Tagen noch zu einem Transfer kommen. "Wir beschäftigen uns damit", sagte Reschke: "Wir sind immer in der Pflicht, uns Gedanken zu machen."

Mainz lässt sich auch von einem strittigen Video-Entscheid nicht aus dem Konzept bringen

Solche Gedanken macht sich Reschke auf der Torwartposition sicher nicht, aber auch der sonst so souveräne Schlussmann Ron-Robert Zieler stand diesmal im Fokus. Zwar parierte er einige der fast 20 Mainzer Torschüsse durchaus sehenswert, aber dafür leistete er sich auch zweieinhalb Aussetzer. Erst verschätzte er sich bei einem Fernschuss von Yoshinori Muto, weswegen es kurz vor der Pause 1:1 stand. Nach dem Seitenwechsel ließ er einen - allerdings schwer zu haltenden - Ball nach vorne prallen, was Muto zu seinem zweiten Treffer nutzte. Und als es Gerrit Holtmann in der 64. Minute wieder mit der alten Jugendtrainer-Weisheit versuchte, wonach bei einem rutschigem Ball Fernschüsse immer eine Option sind, da flutschte Zieler der Ball wieder durch die Hände.

"Der Stolz ist nicht messbar", sagte der Mainzer Trainer Danny Schwarz nach dem verdienten Sieg. Das rührte auch daher, dass sich sein Team kurz vor der Pause durch einen zumindest strittigen Einsatz des Videobeweises (ein Tor wurde aberkannt, weil es lange vor dem Tor im Mittelfeld ein Handspiel gegeben habe) nicht aus dem Konzept bringen ließ. Und weil es sich so willensstark präsentierte. Den Mainzern schien der matschige Platz eher eine Wonne denn eine Belastung zu sein, "da kannst du tackeln, da kannst du kämpfen, da passiert auch mal was Kurioses", befand ihr Sportvorstand Rouven Schröder später fast schwärmerisch.

Und spaßeshalber kündigte er an, den Platz bis zum nächstem Heimspiel in diesem Zustand zu lassen. Anfang Februar kommt dann übrigens der FC Bayern.