- Der HSV muss mal wieder um den Klassenerhalt kämpfen, vor dem Rückrundenstart liegt das Team auf dem vorletzten Tabellenplatz.
- Über Trainer Markus Gisdol wird derzeit aber kaum diskutiert. Das Hauptproblem ist vermutlich eher die seit Jahren durchwachsene Einkaufspolitik.
- Womöglich kommt nun Dominik Kaiser von RB Leipzig. Zudem überlegt Gisdol, den Torwart zu wechseln.
Heribert Bruchhagen beklagt sich manchmal, dass es auch ihm nicht gelungen ist, den Leuten das auszutreiben: "die ausgeprägte Lust, auf den HSV draufzuhauen." Der Vorstandsvorsitzende des Traditionsklubs erlebt gerade wieder, wie wenig die Branche seinem Verein nach fünf Abstiegskämpfen in den vergangenen fünf Jahren noch zutraut. Die Bundesliga-Profis haben bei der Umfrage des Fachmagazins Kicker zu Protokoll gegeben, dass sie den HSV mit großem Abstand als ersten Kandidaten für den Relegationsplatz am Ende der Saison sehen.
Schließlich gilt der Klub, seit er 2014 und 2015 mit mehr Glück als Können in den Entscheidungsspielen die Klasse hielt, bei Spöttern als "Relegationsmeister". 16 Prozent der Profis rechnen damit, dass der sechsmalige deutsche Meister direkt absteigt.
Seit Jahren ist die Einkaufspolitik durchwachsen
Ist der selbsternannte "Dino", der als Einziger in allen Bundesliga-Spielzeiten seit 1963 dabei war, diesmal wirklich dran? Immerhin steht er als Tabellensiebzehnter noch schlechter da als in den Jahren zuvor. Und das, obwohl Kritiker ihm kleine fußballerische Fortschritte attestierten. Über Trainer Markus Gisdol, den zwölften Chef in zehn Jahren, wird aber derzeit kaum diskutiert. Bruchhagen ist wild entschlossen, die brenzlige Situation mit Gisdol durchzustehen, obwohl der erhoffte Aufschwung ausgeblieben ist.
Das Hauptproblem ist vermutlich auch ein anderes: die seit Jahren durchwachsene Einkaufspolitik. Und das hat sich auch unter der seit einem Jahr verantwortlichen Führung mit Bruchhagen und Sportchef Jens Todt kaum geändert.
Die teuersten Stürmer Bobby Wood (sein Vertrag wurde angeblich unter Verdopplung seines Gehaltes auf drei Millionen Euro verlängert) und André Hahn (kam für rund sechs Millionen Euro aus Gladbach) waren die schlechtesten Angreifer, schossen zusammen ganze drei Tore. Mit 15 Treffern in 17 Spielen zählen die Hamburger wieder zu den offensivschwächsten Teams.
Im Sommer wurde Michael Gregoritsch an den FC Augsburg verscherbelt, den Gegner am Samstag. Dort ist er längst zur torgefährlichen Größe geworden. Der Spielerberater Volker Struth hat wohl doch mehr Einfluss auf die Klubpolitik, als die Verantwortlichen zugeben wollen. Er hat einen besonderen Draht zum HSV-Investor Klaus-Michael Kühne und bewirbt seine Klienten Wood und Hahn scheinbar bestens. Auch Dennis Diekmeier soll er quasi zum Spieler der Hinrunde hochgejubelt haben. Der HSV legte dem durchschnittlichen Verteidiger ein verbessertes Angebot zur Vertragsverlängerung vor.