Italienerin Eva Sangiorgi ist neue Viennale-Direktorin

11. Jänner 2018, 10:10

Die 39-Jährige hat das Filmfestival Ficunam in Mexiko gegründet

Wien – Eva Sangiorgi wird die neue Chefin der Viennale, Österreichs größten Filmfestivals. Diese Personalentscheidung wurde am Donnerstag im Wiener Metro-Kinokulturhaus bekanntgegeben. Sangiorgi folgt damit Langzeitdirektor Hans Hurch nach, der das Festival mehr als 20 Jahre geführt hatte und im Juli im Alter von 64 Jahren überraschend gestorben war.

Die 39-jährige Italienerin wird bereits für die diesjährige Viennale verantwortlich sein, die von 25. Oktober bis 8. November stattfindet. Die Bologneserin hatte 2010 das mexikanische Filmfestival Ficunam begründet, dessen Leiterin sie seither ist.

"Mit der Bestellung von Eva Sangiogri wird die internationale Ausrichtung der Viennale betont", sagte Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ). Insgesamt waren 29 Bewerbungen eingegangen, die Ausgabe im Herbst hatte interimistisch Franz Schwartz geleitet. Geschäftsführerin Eva Rotter hatte zuletzt explizit für eine internationale Lösung plädiert.

"Ich bin sehr bewegt, und ich werde mein Bestes geben", versicherte Sangiorgi bei der Präsentation im Metro Kinokulturhaus. Sie werde im März nach Wien ziehen, vorher aber zunächst ein letztes Mal von 28. Februar bis 6. März das von ihr gegründete Festival Ficunam in Mexico City führen. Bis zu diesem Zeitpunkt werden weiterhin Eva Rotter als Geschäftsführerin und Schwartz als interimistischer Direktor die Geschäfte führen.

Kontinuität und Veränderung

Sangiorgi will in ihrer Direktion auf eine Mischung aus Kontinuität und Veränderung setzen. "Ich werde viele der Kooperationen fortsetzen, wie etwa die mit dem Filmmuseum", kündigte die designierte Festivalchefin an. Zugleich sei es ihr Ziel, die starren Grenzen zwischen Dokumentar- und Spielfilm aufzuheben und etwa im Festivalzentrum jeden Abend Gespräche zwischen Filmschaffenden und Publikum zu programmieren. Durch verstärkte Kooperationen mit anderen Bildungseinrichtungen wolle man junges Publikum adressieren und die Beziehungen mit anderen Kunstdisziplinen stärken. "Mich interessiert natürlich auch, Regisseurinnen die Aufmerksamkeit zu geben. Aber das Ziel ist, ein gutes Programmpaket zusammenzustellen", so Sangiorgi.

Trotz ihres beruflichen Hintergrundes werde sie nicht notwendigerweise auf lateinamerikanisches Filmschaffen fokussieren, auch wenn sie natürlich einen entsprechenden Einblick in das Kino Südamerikas habe. Nicht zuletzt werde sie viel über das österreichische Kino und die heimische Filmszene lernen, zeigte sich die gebürtige Italienerin überzeugt, die seit 15 Jahren in Mexiko lebt. Geboren wurde Sangiorgi am 10. Juli 1978 in Bologna, wo sie auch Kommunikationswissenschaften studierte. Es folgte ein Studium der Kunstgeschichte in Mexiko, wo sie 2010 das Filmfestival Ficunam gründete. Zuvor war sie bereits als Kuratorin und Programmiererin für andere Filmfestivals tätig.

Man habe sich ganz bewusst für eine internationale Nachbesetzung in Zeiten der aufwallenden Nationalismen entschieden, betonte ebenfalls Kulturstadtrat Mailath-Pokorny (SPÖ): "Ich möchte das auch als Signal verstanden wissen." Schließlich gelte für das Festival: "Abschottung ist Provinzialismus, und die Viennale ist das Gegenteil davon." Insofern sei Sangiorgis Ernennung ein Zeichen der Verjüngung, der Internationalität, und nicht zuletzt freue er sich, dass wieder ein Frau eine der großen Wiener Institutionen führen werde. (red, APA, 11.1.2018)

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