Mitten in Baierbrunn Rumba und Samba im Sitzungssaal

Gewöhnlich werden bei Neujahrsempfängen Reden gehalten - nicht so in Baierbrunn

Von Claudia Wessel

Na endlich! 2018 wendet sich das Blatt und die Zeiten entwickeln sich wieder zugunsten der Tänzer im Münchner Süden. Seit Jahrzehnten mussten die Anhänger von Foxtrott, Cha-cha, Rumba, Tango oder Walzer Rückschläge in Kauf nehmen. Wo einst die Begegnung mit Körperkontakt und fröhlichem Flirten im Mittelpunkt stand, nämlich im Grünwalder Café Fischer, zog schon anno 1975 die moderne Zeit ein und das prickelnde Ambiente musste einem schlichten Kaffeetrink-Ort weichen. Auch dieser ist inzwischen wieder verschwunden, nun kann man da, wo einst aufregende Dinge geschahen, nur mehr italienisch essen und vielleicht mal mit den Kellnern flirten.

Am Samstag, 13. Januar, aber wird die Wende eingeleitet. Da findet im Baierbrunner Rathaus der Neujahrsempfang für die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde statt. Während man unter "Neujahrsempfang" meist ein steifes Herumstehen bei Häppchen und Anhören von ebenso steifen Reden verstehen muss, sieht das in Baierbrunn ganz anders aus - obwohl der Ort des Geschehens der Sitzungssaal des Rathauses ist. Hier spielen nämlich an diesem Nachmittag, der sich vermutlich bis tief in die Nacht hineinziehen wird, die "Evergreen Serenaders" auf. Wie man deren Selbstdarstellung im Internet entnehmen kann, bieten sie "in angenehmer Lautstärke flotte Tanzmusik mit zwei Saxofonen, Piano, dezentem Schlagzeug und Gesang." Das mache, so die fünf Bandmitglieder, "gute Laune und Lust, mal wieder Foxtrott, Cha-Cha, Rumba, Samba, Tango, Boogie und Walzer zu tanzen oder sich einfach nach Gefühl im Freistil zu bewegen".

Die paar Bänke und Stühle der nur 14 Gemeinderatsmitglieder in Baierbrunn für die tänzerischen Bewegungen zur Seite zu schieben, wird sicher nicht schwerfallen. Schade nur, dass eine Dame auf dem Tanzparkett wohl fehlen wird: Barbara Angermaier. Sie ist Ende November als Bürgermeisterin zurückgetreten und seither abgetaucht.