Au Anwohner beschweren sich über Paulaner-Baustelle

Wer in der Wohnanlage mit der roten Fassade, dem sogenannte Weilerblock, an der Welfenstraße lebt, bekommt den Lärm und den Staub der Baustelle aus nächster Nähe mit.

(Foto: Robert Haas)
Von Johannes Korsche

Die Baustelle auf dem ehemaligen Paulaner-Areal, wo die Bayerische Hausbau derzeit Wohnungen für bis zu 3500 Münchner errichtet, ist für manche Anwohner zum kaum erträglichen Ärgernis geworden. Zu den Nachbarn, deren Nerven derzeit strapaziert werden, gehört beispielsweise Karin S., die seit 16 Jahren an der Welfenstraße wohnt.

Sie betreibt im Internet einen Blog, der das Baustellengeschehen dokumentiert. Ihren kompletten Namen will sie nicht in der Zeitung lesen. Sie lebt im zweiten Geschoss direkt gegenüber der Baustelle, auf der einmal der sogenannte Zacherl-Block stehen soll. Täglich vibriert es in der Wohnung, täglich der Baustellenlärm. Regnet es nicht, legt sich feiner Staub auf das Parkett in ihrer Wohnung. Die Situation sei für sie "wirklich schlimm", klagt sie.

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Weil sie ihre Wohnung kaum verlassen kann - sie leidet an einer Sonnenempfindlichkeit und erhält seit 2008 die volle Erwerbsminderungsrente - ist sie von der Baustelle besonders stark betroffen. Noch bis 2023 soll auf dem ehemaligen Paulaner-Gelände gebaut werden. Ihre Wohnung ist für diese Zeit zwischen zwei Baustellen der Bayerischen Hausbau eingeklemmt. Auf der einen Seite die Bauarbeiten an der Welfen-, auf der anderen Seite jene an der Regerstraße. "Noch fünf Jahre halte ich hier nicht durch", glaubt sie.

"Diese Luxuswohnungen braucht doch kein Mensch"

Ein oder zwei Jahre würden ja irgendwie schon gehen, zumal wenn auf dem ehemaligen Paulaner-Gelände Wohnungen für "normale Leute" gebaut würden, sagt die 59-Jährige. So aber ärgert sie sich, dass die zu erwartende Rendite der Bayerischen Hausbau - immerhin ist für eine Drei-Zimmer-Wohnung mit 87 Quadratmetern ein Kaufpreis von mehr als einer Million Euro veranschlagt - auf dem Rücken der Anwohner erwirtschaftet wird. "Diese Luxuswohnungen braucht doch kein Mensch", schimpft Karin S. Zumal in ihren Augen nicht genug getan wird, um diejenigen zu schützen, die schon jetzt in der Au wohnen.

Ein Beispiel: der Baustellenstaub. Im September 2016 begannen erste Erdarbeiten. Seitdem sei der feine Staub in der Luft, behauptet die Anwohnerin, nahezu ununterbrochen. "Wenn ich Staub gesaugt habe und ich lüfte fünf Minuten, dann knirscht es schon wieder auf dem Parkett", schildert sie die Situation und berichtet auch von körperlichen Beschwerden: Mit verklebten Augen wache sie am Morgen auf, die Nase zu, und auch die Stimme sei belegt. "Der Staub ist überall."

Nachbarn klagen über Haarrisse in den Wänden

Sowohl die Stadt als auch die Bayerische Hausbau versichern, dass der Boden von Altlasten und Schadstoffen befreit wurde, bevor man mit den Arbeiten begann. "Von einem externen Büro wurden und werden die Arbeiten überwacht und die Altlasten sowie der Boden analysiert", sagt Mathias Weber von der Bayerischen Hausbau. Materialien würden anschließend fachgerecht entsorgt, erklärt Weber. Dem will Karin S. aber nicht glauben. Für sie ist das keine Arbeit, die von einem externen Büro übernommen werden sollte. "Es gibt doch ein Umweltamt." Schließlich würden sie und ihre Nachbarn "den Dreck" einatmen. Für das Verhalten der Stadt findet Karin S. viele Worte. Positive sind nicht darunter: "Unverschämtheit, Frechheit ..."

Eine permanente und ausreichende Bewässerung, die den fliegenden Staub binden könnte, vermisst die Anwohnerin. Seit sie sich beschwert hat, beobachtet sie immer wieder den Versuch eines Bauarbeiters, mit einem Gartenschlauch die Baustelle zu bewässern. Viel zu wenig für eine Baustelle dieser Größe, findet sie. Die Hausbau teilt mit, man habe "ein Bewässerungssystem" eingerichtet, "das die Baustellenstraße sowie die Baustellenein- und -ausfahrt regelmäßig bewässert". Eine gewisse Staubentwicklung lasse sich aber nicht vermeiden.

"Selbstverständlich halten wir uns an alle Vorschriften und nehmen regelmäßig Messungen vor", versichert Sprecher Weber. Auch das Planungsreferat sieht keinen Anlass, wegen des Staubs weiter aktiv zu werden. Denn "außer den oben genannten Beschwerden einer Person" seien bei der Stadt keine weiteren Klagen eingegangen, sagt Referatssprecher Thorsten Vogel. Aus Gesprächen mit ihren Nachbarn erzählt Karin S. aber von vielen Beschwerden. Über herunterfallende Kronleuchter, Haarrisse in den Wänden und wackelnde Gläser. "Ganz viele jammern, aber ob die auch was machen, weiß ich nicht."