Golden Globes für "Lady Bird" und "Three Billboards"

8. Jänner 2018, 05:48

Verleihung stand auch im Zeichen der #metoo-Debatte – Gary Oldman bester Hauptdarsteller, Frances McDormand beste Schauspielerin in Drama

Hollywood – Schwarze Kleider und viele Seitenhiebe: Hollywood hat bei der Golden-Globe-Verleihung Stellung zu aktuellen politischen Debatten bezogen. "Guten Abend, Ladies und verbleibende Gentleman", leitete Moderator Seth Meyers am Sonntagabend (Ortszeit) in die Show aus Los Angeles ein.

"Zu lange wurden Frauen nicht gehört oder ihnen wurde nicht geglaubt, wenn sie den Mut hatten, gegen die Macht von Männern aufzubegehren. Aber deren Tage sind gezählt!", rief Winfrey dem Publikum zu.

Angesichts der vielen Enthüllungen über sexuellen Missbrauch sagte Meyers zu den männlichen Nominierten: "Das hier ist das erste Mal in drei Monaten, dass ihr keine Angst haben müsst, euren Namen zu hören."

Bei der Ankündigung der Vorsitzenden der Hollywood Foreign Press Association (HFPA), Meher Tatna, sagte Meyers: "Hier ist jemand, der Präsident ist und wirklich ein ausgeglichenes Genie." US-Präsident Donald Trump hatte genau das für sich in einem Tweet in Anspruch genommen. Nahezu alle Anwesenden bei der Verleihung trugen schwarze Kleider und Anzüge, um auf fehlende Gleichberechtigung von Frauen und Minderheiten hinzuweisen.

Schwarz statt bunt

Die meisten Gäste der Gala verzichteten auf bunte Roben und trugen stattdessen Schwarz, als Protest gegen sexuellen Missbrauch und die Benachteiligung von Frauen in Zeiten der #MeToo-Bewegung, wie auf dem rotem bei ihrem Eintreffen vor dem Beverly Hilton Hotel in Los Angeles deutlich wurde. Emma Watson und Laura Dern zählten zu einer Reihe weiblicher Stars, die von acht Frauen-Aktivistinnen zu der Gala begleitet wurden. Tarana Burke, die die #MeToo-Bewegung gegen sexuelle Übergriffe gestartet hatte, hatte zuvor die Teilnahme der Aktivistinnen angekündigt. Als Zeichen der Solidarität für mehr Geschlechtergleichheit trugen viele Stars einen Anstecker der Initiative "Time's Up" (Die Zeit ist vorbei). Der Bewegung, die auch einen Rechtsfond finanziert, gehören Filmstars wie Meryl Streep, Emma Stone, Cate Blanchett und Gwyneth Paltrow an.

US-Entertainerin Oprah Winfrey hat sich mit einer kämpferischen Rede zu Frauen- und Bürgerrechten für einen Preis für ihr Lebenswerk bedankt. "Zu lang wurden Frauen nicht angehört oder ihnen wurde nicht geglaubt, wenn sie den Mut hatten, gegen die Macht von Männern aufzubegehren. Aber deren Tage sind gezählt!", rief Winfrey den Stars zu.

Oprah Winfrey sieht neues Zeitalter anbrechen

Diese feierten die Entertainerin mit stehenden Ovationen feierten. Die 63-Jährige erinnerte am Sonntag daran, wie sie in den 1960er-Jahren als kleines Mädchen den Oscar-Sieg des schwarzen Regisseurs und Schauspielers Sidney Poitier verfolgte. "Ich möchte, dass heute alle Mädchen wissen, dass ein neues Zeitalter am Horizont anbricht." Es bahne sich eine Zeit an, in der niemand mehr "Me Too" sagen müsse, sagte Winfrey mit Blick auf die Missbrauchsdebatte, die unter dem Motto "Ich auch" in den vergangenen Monaten für Schlagzeilen gesorgt hatte.

Die Goldenen Weltkugeln, nach den Oscars die höchsten Auszeichnungen Hollywoods, werden vom Verband der Auslandspresse in 25 Film- und Fernseh-Kategorien verliehen. Das Fantasymärchen "Shape of Water – Das Flüstern des Wassers" von Guillermo del Toro war mit sieben Nominierungen der Favorit des Abends. Jeweils sechs Gewinnchancen hatten Steven Spielbergs Politfilm "Die Verlegerin" und der Kriminalfilm "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri".

James Franco gewinnt Darstellerpreis

Der kalifornische Schauspieler James Franco gewann den Golden Globe als Bester Hauptdarsteller in einer Komödie. Der 39-Jährige überzeugte den Verband der Hollywood-Auslandspresse mit seiner Rolle als exzentrischer Regisseur Tommy Wiseau in der Tragikomödie "The Disaster Artist". Der Film, bei dem Franco auch Regie führte, erzählt die Entstehungsgeschichte des schrägen Kultstreifens "The Room", der von Wiseau inszeniert wurde. Franco setzte sich bei der 75. Globe-Verleihung am Sonntagabend (Ortszeit) gegen Daniel Kaluuya ("Get Out"), Hugh Jackman ("The Greatest Showman"), Ansel Elgort ("Baby Driver") und Steve Carell ("Battle of the Sexes") durch. Es war die vierte Globe-Nominierung in Francos Laufbahn und sein zweiter Gewinn. 2002 holte er als "James Dean" den Preis als bester Hauptdarsteller in einem Fernsehfilm.

Der Kriminalfilm "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" von Regisseur Martin McDonagh hat den Golden Globe als bestes Filmdrama gewonnen. Der Kriminalfilm holte drei weitere Trophäen, unter anderem für Frances McDormand als beste Hauptdarstellerin in einem Filmdrama.

Frances McDormand bekommt ersten Globe

Die 60-jährige Amerikanerin spielt in dem Independent-Film eine kämpferische Mutter, die nach der Ermordung ihrer Tochter gegen die inkompetente Polizei vorgeht. Es war ihre sechste Nominierung seit "Fargo" (1997) und ihr erster Globe-Gewinn. McDormand setzte sich in der Drama-Sparte damit gegen Meryl Streep ("Die Verlegerin"), Sally Hawkins ("Shape of Water – Das Flüstern des Wassers"), Jessica Chastain ("Molly's Game") und Michelle Williams ("Alles Geld der Welt") durch.

Der amerikanische Schauspieler Sam Rockwell gewann seine erste Golden-Globe-Trophäe. Der 49-Jährige wurde als Bester Nebendarsteller für seine Rolle in dem Independent-Film "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" geehrt. Darin spielt er einen rassistischen und gewalttätigen Polizisten. Beste Nebendarstellerin ist Allison Janney für ihren Part in "I, Tonya".

Auch der britische Schauspieler Gary Oldman (59) kann sich über die erste Golden-Globe-Trophäe seiner Laufbahn freuen. Er wurde zum besten Hauptdarsteller in einem Drama gekürt. In "Churchill – Die dunkelste Stunde" verwandelt er sich in den ehemaligen britischen Premierminister Winston Churchill. Oldman schlug bei er 75. Globe-Gala die Mitstreiter Tom Hanks ("Die Verlegerin"), Daniel Day-Lewis ("Der seidene Faden"), Timothee Chalamet ("Call Me By Your Name") und Denzel Washington ("Roman J. Israel, Esq.") aus dem Rennen.

Greta Gerwigs "Lady Bird" ausgezeichnet

Die Tragikomödie "Lady Bird" von Regisseurin Greta Gerwig hat den Golden Globe als beste Filmkomödie gewonnen. Die irisch-amerikanische Schauspielerin Saoirse Ronan hatte zuvor ihren ersten Golden Globe gewonnen.

Die 23-Jährige wurde zur Besten Hauptdarstellerin in der Sparte Komödie/Musical gekürt – für ihre Darstellung einer rebellische Schülerin, die ihre kleinstädtische Heimatstadt satthat. Es war Ronans dritte Globe-Nominierung, nach "Brooklyn (2016) und "Abbitte" (2008). Sie setzte sich damit gegen Judy Dench ("Victoria and Abdul"), Helen Mirren ("Das Leuchten der Erinnerung"), Margot Robbie ("I, Tonya") und Emma Stone ("Battle of the Sexes") durch.

Der Mexikaner Guillermo del Toro erhielt für das Fantasymärchen "Shape of Water – Das Flüstern des Wassers" den Golden Globe als bester Regisseur. Der 53-Jährige war auch für das beste Drehbuch nominiert, ging bei der 75. Golden-Globe-Gala in der Nacht in dieser Sparte aber leer aus. Für die Weltkugel als bester Regisseur waren mit del Toro auch Christopher Nolan ("Dunkirk"), Martin McDonagh ("Three Billboards Outside Ebbing, Missouri"), Ridley Scott ("Alles Geld der Welt") und Steven Spielberg ("Die Verlegerin") nominiert.

Die Trophäe für die Beste Filmmusik ging an den französischen Komponisten Alexandre Desplat für den Film "Shape of Water – Das Flüstern des Wassers". Er stach damit u.a. den aus Deutschland stammenden Star-Komponisten und zweifachen Globe-Gewinner Hans Zimmer (60) aus.

Golden Globe geht nach Deutschland

Das deutsche Drama "Aus dem Nichts" über den Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) von Regisseur Fatih Akin gewann den Golden Globe als Bester nicht-englischsprachiger Film. Dem NSU werden zwischen den Jahren 2000 und 2007 zehn Morde zur Last gelegt, an neun türkisch- und griechischstämmigen Männern und einer Polizistin. Aufgeflogen war die rechtsextreme Gruppe erst nach dem Tod der beiden mutmaßlichen Mitglieder Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt im Jahr 2011. Das mutmaßliche dritte Mitglied Beate Zschäpe steht in München vor Gericht.

Eine düstere Zukunftsvision und ein Drama über häuslichen Missbrauch haben bei den Golden Globes in den TV-Kategorien groß abgeräumt. Die dystopische Romanverfilmung "The Handmaid's Tale" gewann den Preis als beste Drama-Serie, Hauptdarstellerin Elisabeth Moss wurde beste Schauspielerin.

Vier Preise für "Big Little Lies"

Bei den Miniserien bekam "Big Little Lies" vier Auszeichnungen, darunter den Hauptpreis als beste Reihe in dieser Kategorie und den für Nicole Kidman in der weiblichen Hauptrolle.

"The Marvelous Mrs. Maisel" über eine aufstrebende Komikerin im New York der 1950er-Jahre wurde beste Comedy-Serie. Hauptdarstellerin Rachel Brosnahan gewann am Sonntagabend auch den Award für die beste weibliche Hauptrolle. Schauspielerpreise gingen unter anderem auch an Sterling K. Brown ("This is us"), Ewan McGregor ("Fargo") und Aziz Ansari ("Master of None").(APA, 8.1.2018)

Wer hat gewonnen? Eine Übersicht:

Bestes Filmdrama: – "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri"

Beste Komödie/Musical: – "Lady Bird"

Bester Schauspieler in einem Filmdrama: – Gary Oldman ("Darkest Hour")

Beste Schauspielerin in einem Filmdrama: – Frances McDormand ("Three Billboards Outside Ebbing, Missouri")

Bester Schauspieler in einer Komödie/Musical: – James Franco ("The Disaster Artist")

Beste Schauspielerin in einer Komödie/Musical: – Saoirse Ronan ("Lady Bird")

Bester Nebendarsteller: – Sam Rockwell ("Three Billboards Outside Ebbing, Missouri")

Beste Nebendarstellerin: – Allison Janney ("I, Tonya")

Beste Regie: – Guillermo del Toro ("Shape of Water – Das Flüstern des Wassers")

Bestes Drehbuch: – Martin McDonagh ("Three Billboards Outside Ebbing, Missouri")

Bester nicht-englischsprachiger Film: – "Aus dem Nichts" (Deutschland)

Beste Filmmusik: – Alexandre Desplat ("Shape of Water – Das Flüstern des Wassers")

Bester Filmsong: – This Is Me aus "The Greatest Showman" Bester Animationsfilm: – "Coco"