"Leute wie ich, nur arm" - Die pikanten Passagen aus dem Trump-Buch

U.S. President Donald Trump returns to the White H
Foto: REUTERS/MARY F. CALVERT US-Präsident Donald Trump

Die Grundaussage seines Buchs werde Donald Trump noch gefährlich werden, sagt Skandal-Autor Michael Wolff. Aber was steht wirklich drin in "Fire and Fury"?

"Das wird letztlich seiner Präsidentschaft ein Ende bereiten", sagt Autor Michael Wolff im Interview mit der BBC über US-Präsident Donald Trump und sein Enthüllungsbuch "Fire and Fury".

"Die Geschichte, die ich erzähle, scheint diese Präsidentschaft auf eine Weise darzustellen, die sagt, dass er nicht fähig ist, seinen Job zu machen - der Kaiser hat keine Kleider", sagt Wolff. Diese Einsicht werde sich letztlich verfestigen und Trump das Präsidentenamt kosten.

Copies of the book "Fire and Fury: Inside the Trum Foto: REUTERS/CARLOS BARRIA Das am Freitag vorzeitig erschienene Buch beschreibt auf rund 220 Seiten Vorgänge aus dem engsten Umfeld des US-Präsidenten und zeichnet ein erschreckend chaotisches Bild von dessen Amtsführung. Zumindest die nächsten Wochen wird "Fire and Fury" die Öffentlichkeit beschäftigen und womöglich bis zu den wichtigen Kongresswahlen im November Nachhall finden.

Trump selbst und einige seiner Mitstreiter taten das Buch als "Werk der Fiktion" und "voller Lügen" ab. Versuche, die Veröffentlichung gerichtlich zu unterbinden, weisen aber eher in die Richtung, dass Trump die Inhalte durchaus ernst nimmt.

Was sind die wichtigsten Punkte im Buch?

  • Niemand in der Trump-Kampagne glaubte an einen Sieg. Viele im Team waren daher nach dem Wahlsieg erschrocken. Melania Trump soll in der Wahlnacht sogar in Tränen aufgelöst gewesen sein.
  • Ivanka Trump und ihre Ehemann Jared Kushner, im Buch als "Jarvanka" bezeichnet, sollen einen Plan entwickelt haben, Ivanka zur ersten US-Präsidentin zu machen.
  • Trumps Stab wolle mit seiner Russland-Politik um Putins Anerkennung buhlen. Der russische Präsident habe nämlich bei einer Misswahl 2013 in Moskau ein Treffen mit dem damaligen Immobilien-Tycoon abgelehnt.
  • Trumps ehemals zentraler Berater Steve Bannon sagt, dessen ältester Sohn Donald Trump Jr. habe sich mit einem Treffen im Juni 2016 mit der russischen Anwältin Natalia Weselnizkaja "verräterisch" und "unpatriotisch" verhalten.
  • Trump könne nicht einmal eine Bilanz lesen, berichten ehemalige Geschäftspartner. Wolff zeichnet den Präsidenten als "funktionalen Halbanalphabeten", dessen Wortschatz sich über die Jahre signifikant verringert habe.
  • Trump zeige Anflüge von Verfolgungswahn. Die Bediensteten im Weißen Haus dürfen weder seine Bettdecke abziehen noch seine Zahnbürste berühren, weil er Angst vor Giftanschlägen habe. Die Angst vor Giftmischern erkläre auch die Vorliebe des Präsidenten für Fast Food.

Wenn Wolff schreibt, dass Trump um 6:30 Uhr morgens vor drei Fernsehern sitzt und einen Cheeseburger vertilgt, verfängt dies sofort. Es passt zu den jähzornigen, dummdreisten und chaotischen Botschaften, die Trump Tag für Tag via Twitter in die Öffentlichkeit bläst. Auch die Passage, in der Ivanka Trump die Frisur ihres Vaters beschreibt, ist ein gefundenes Fressen für hämische Zeitgenossen.

Wie ernst man alle Absurditäten, die Wolff aus rund 200 Interviews mit Leuten aus dem Umfeld von "The Donald" gewonnen haben will, nehmen kann, ist eine andere Frage.

Michael Wolff Foto: AP/Carolyn Kaster Michael Wolff

Als Journalist hat Wolff, der sich davor unter anderem mit dem Medien-Mogul Rupert Murdoch beschäftigte, keinen tadellosen Ruf. Politico beschreibt ihn als eitlen Geck, rücksichtslos im Umgang mit Quellen. Er sei jemand, schreibt die New York Times, der zwar immer alles über sein Thema wisse, aber in der Umsetzung schludrig sei. So kritisieren Reporter der großen US-Zeitungen, Wolff habe Dinge geschrieben, die nicht für die Öffentlichkeit freigegeben wurden.

"Nie dagewesene Transparenz"

Wolff profitierte davon, dass Trump-Leute so viel durchsickern ließen wie noch kein Beraterstab eines Präsidenten zuvor. Das sorge im Weißen Haus immerhin für eine "nie dagewesene Transparenz", ätzt Wolff im Buch.

Es zeigt aber auch eine Schwäche von "Fire and Fury": Vieles davon ist bereits berichtet und breitgetreten worden, wirklich neu an Wolffs Buch ist die Dichte und Eloquenz, mit der es hier zusammengetragen und erzählt wird.

Ivanka Trump, Jared Kushner Foto: AP/Andrew Harnik 'Jarvanka': Will Trumps Tochter Präsidentin werden? Mit Steve Bannon als wichtigstem Kronzeugen, zeichnet das Buch die Zustände in der Trump-Regierung, als noch das Dreieck Bannon – Reince Preibus - Jared Kushner das Sagen hatte. Davon ist allerdings nur noch Kushner übriggeblieben und das Wirken des neuen Stabschefs John F. Kelly wird im Buch noch nicht eingepreist. Zudem stützen die Ausflüge in Trumps Schürzenjägertum nicht gerade Wolffs Glaubwürdigkeit als politischer Autor.

An den Kernaussagen seiner Berichte aus dem Trump-Universum wird dennoch kaum zu zweifeln sein. Das atemlose Staunen, das die Welt beim Blick aufs Zentrum der wichtigsten westlichen Demokratie befängt, hat "Fire and Fury" teilweise beklemmend auf den Punkt gebracht.

Für wen Trump "dumm wie Scheiß" ist

Einige der pikanten Passagen aus dem Trump-Buch "Fire and Fury".

"Im Grunde war Trump, wie Spicer es später ausdrückte, alles einfach vollkommen egal. Man konnte ihm sagen, was man wollte, aber er wusste, was er wusste und wenn das, was man ihm sagte, dem widersprach, dann glaubte er es einfach nicht." Im Folgenden einige weitere Zitate aus dem neuen Enthüllungsbuch "Fire and Fury: Inside the Trump White House" von Michael Wolff "Trump hat nichts gelesen. Er hat Texte nicht einmal überflogen. Wenn etwas gedruckt war, war es so, als ob es nicht existiere. Manche glaubten aufgrund ihrer Erfahrungen, dass er nicht mehr als ein Halb-Analphabet war. … "
  "Manche glaubten sogar, er könne nicht lesen; sicherlich war sein Auffassungsvermögen eingeschränkt. Andere schlossen daraus wiederum, dass er nichts las, weil er nicht musste, und dass das tatsächlich eine seiner Schlüsseleigenschaften als Populist gewesen sei. Er war post-schriftsprachlich – totales Fernsehen." "Nicht nur, dass er nichts las, er hörte auch nicht zu. Er zog es vor die Person zu sein, die am Sprechen war. Und er traute seiner eigenen Expertise mehr als jeder anderen – egal, wie armselig oder irrelevant sie war. Außerdem hatte er eine extrem kurze Aufmerksamkeitsspanne, sogar wenn er dachte, dass jemand es wert war ihm zuzuhören." "Am Beginn der Kampagne … wurde Sam Nunberg zu Trump geschickt, um dem Kandidaten die Verfassung zu erklären: ‚Ich kam gerade bis zum vierten Amendment, als er mit seinem Finger die Lippen nach unten zog und seine Augen zurück in seinen Kopf rollten.‘" "Bannon beschrieb Trump als eine einfache Maschine. Der An-Schalter war voller Schmeichelei, der Aus-Schalter war einfach Verleumdung.‘" Als Trump einem Model eines seiner Casinos in Atlantic City zeigen wollte, sagte ein Freund Trumps, die Stadt sei voll mit "White Trash" (weiße Unterschicht, Anm.). Zitat: "‚Was ist ‚White Trash?‘ fragte das Model. ‚Das sind Leute wie ich‘, sagte Trump, ‚nur, dass sie arm sind.‘" "Trump sagte gerne, es sei eine der Sachen, die das Leben lebenswert machen: die Frau eines Freundes ins Bett zu bekommen." "Wenn man auf Wahlkampfreisen mit Trump im Flugzeug saß, war das oft eine Erfahrung von kolossaler Schlechtmacherei: Jeder um ihn herum war für ihn ein Idiot." "Die Trump-Kampagne hatte - wahrscheinlich nicht beabsichtigt - den Plan aus Mel Brooks‘ ‚The Producers‘ imitiert.“ (Der Plan in der Film-Farce: Massenhaft Geld bei Investoren sammeln, mit minimalen Kosten ein zum Scheitern verurteiltes Trash-Theaterstück auf die Bühne bringen und den Differenzbetrag einstecken ... Nur: Was ist, wenn das Stück zum Erfolg wird?) "In zumindest einem Fernsehinterview hat Ivanka Trump über die "Comb-Over"-Frisur ihres Vaters gescherzt. Vor Freunden beschrieb sie die Mechanik dahinter gern folgendermaßen: Eine absolut saubere Glatze - eine abgeschlossene Insel, die durch eine Kopfhaut-Versetzung entstand - ist umgeben von einem pelzigen Haarkranz, ... ... dessen Enden allesamt hochgezogen werden um sich in der Mitte zu treffen. Danach wird der Schopf nich hinten gekippt und mit einem Haarfestiger fixiert. Die Farbe, wie sie aus Gründen der Komik hervorstrich, stamme von einem Produkt namens "Just for Men". Je länger man es einwirken lässt, desto dunkler färbt es sich. Ungeduld bei Trump führte dann zum typischen Orange-Blond." "Es gab eine ansehnliche Menge an kindischem Klassenzimmer-Tratsch darüber, wer Trump wie genannt hat. Für Steve Mnuchin und Reince Priebus war er ein 'Idiot.' Für Gary Cohn (Direktor des Nationalen Wirtschaftsrates, Bild) war er 'dumm wie Scheiß'. Für H. R. McMaster war er ein 'Depp'. Die Liste ging so weiter." "Reince Priebus (Mitte), der sich gerade bereit machte von der Republikanischen Partei ins Weiße Haus zu wechseln, bemerkte mit Befremden, wie oft Trump anderen Leuten – viele hatte er vorher noch nie gesehen – aus dem Stegreif Jobs anbot, für Positionen, deren Bedeutung Trump nicht wirklich verstand." "Bannon, Kushner, Conway und die Tochter des Präsidenten hatten keine tatsächlichen Verantwortlichkeiten. Sie konnten sich alles selbst zurechtschneidern. Sie haben gemacht was sie wollten." "Jeder war ein potenzieller Leaker; jeder beschuldigte jeden anderen, eine undichte Stelle zu sein. Jeder war ein Leaker. Eines Tages, als Kushner Walsh (Ex-Vizestabschefin Katie Walsh) beschuldigte, etwas über ihn geleakt zu haben, konterte sie: 'Meine Telefonaufzeichnungen gegen deine, meine E-Mails gegen deine'." "Ab der zweiten Woche von Trumps Präsidentschaft schien jeder schon seine eigene Liste von möglichen Leakern zu führen. Jeder bemühte sich etwas zu leaken, bevor etwas über einen selbst geleakt würde." Ivanka Trump und ihr Vater: "Die große Wahrheit war, dass Ivankas Beziehung zu ihrem Vater in keiner Weise eine konventionelle Familienbeziehung war. Selbst wenn es nicht purer Opportunismus war, so war sie mit Sicherheit geschäftlich. Es war ein Geschäft. Die Etablierung der Marke, die Präsidentschaftskampagne und nun das Weiße Haus." "Er und Melania verbrachten relativ wenig Zeit zusammen. Sie konnten Tage verbringen ohne Kontakt zueinander zu haben, selbst wenn sie beide im Trump Tower waren. Oft wusste sie nicht, wo er war, oder zeigte Interesse daran. Ihr Ehemann bewegte sich zwischen seinen Anwesen hin und her als würde er Räume wechseln." "Bannon hatte sich selbst als Trumps Gehirn bezeichnet. Eine Behauptung, die den Präsidenten stark irritierte." "Er schickte seinen neuen Pressesprecher Sean Spicer – dessen persönliches Mantra ,Man kann diesen Mist nicht erfinden‘ werden würde –, um für ihn zu sprechen. ... ... In einem Moment wurde Spicer, eigentlich ein grundanständiger Politik-Profi, zu einem nationalen Witz. Das würde ihm für immer anhängen. Obendrein warf ihm der Präsident vor, es nicht geschafft zu haben, die Millionen Phantom-Menschen real erscheinen zu lassen." Bevor Trump H.R. McMaster als neuen Nationalen Sicherheitsberater einsetzte, war er offenbar nicht so überzeugt:
"'Der Typ langweilt mich zu Tode', erklärte Trump, nachdem McMaster den Raum verlassen hatte. Aber Kushner drängte ihn zu einem erneuten Treffen. ... ... McMaster kam am nächsten Tag ohne Uniform in einem zu großen Anzug. 'Er sieht wie ein Biervertreter aus', sagte Trump. ...
Kurz nach dessen Einsetzung sah Trump einen Auftritt von McMaster in der TV-Show 'Morning Joe'. 'Der Typ bekommt sicher gute Presse', sagte Trump anerkennend. McMaster sei doch eine gute Wahl gewesen." Und Mike Pence?
"Der schwächste Vize-Präsident seit Jahrzehnten."
"Ein leerer Anzug, der im täglichen Geschäft nicht von Nutzen war, wenn es darum ging, Trump einzufangen und die Lage im Weißen Haus zu stabilisieren."

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