Verkehr im Landkreis Visionen vom neuen "Bockerl"

Die ÖDP möchte die Bahnlinie nach Zolling wiederbeleben und dort auch einen Pendlerparkplatz bauen.

Weniger Verkehr, bezahlbarer Wohnraum, Abschaffung der Straßenausbaubeitragssatzung und der Bau von neuen Fahrradrouten: Die Mitglieder des ÖDP-Kreisverbands haben sich im neuen Jahr viel vorgenommen. Die kühnste Idee ist aber, die Bahnstrecke zwischen Freising und dem Kraftwerk Zolling, auf der im Moment lediglich Kohlezüge fahren, für den Personenverkehr zu nutzen. Ulrich Vogl, Vorsitzender des ÖDP-Kreisverbandes und Freisinger Stadtrat, erläuterte seinen überraschten Parteikollegen bei der Jahresauftaktversammlung seine Vision.

Der letzte Streckenabschnitt zwischen dem Kraftwerk und dem Ort Zolling, wo der Bahndamm noch erhalten ist, aber keine Schienen mehr liegen, könnte wieder in Betrieb genommen werden. Möglich sei auch ein Bahnhof samt Busterminal und Parkplätzen. Pendler aus dem nördlichen Landkreis, die jeden Morgen im Stau auf der B 301 in Richtung Freising stehen, könnten mit diesem Angebot zum Umsteigen auf die Schiene bewegt werden, so Vogl. Auch für die Bewohner von Haag und Langenbach sei diese Verbindung attraktiv. Früher fuhr auf dieser Trasse das legendäre "Holledauer Bockerl". 2004, zum 1200-jährigen Bestehen der Gemeinde Haag, ließen Eisenbahnfreunde eine Dampflok samt alten Wagen, in denen sich damals die Fahrgäste drängelten, zwischen dem Kraftwerk und dem Freisinger Bahnhof fahren. Auf Skepsis stießen diese Visionen vor allem bei Kreisrat Helmut Priller. Er bezweifelte, dass sich der Kreistag von diesem Plan überzeugen lassen wird und viele Pendler tatsächlich in Zolling auf die Bahn umsteigen. Dennoch wird der ÖDP-Kreisverband jetzt Experten beauftragen, um dieses Modell durchzurechnen und eine Machbarkeitsstudie erstellen zu lassen.

Eine klare Absage erteilt die ÖDP der Straßenausbaubeitragssatzung (Strabs), sie habe sich nicht bewährt und sei ungerecht, so Vogl. Ausbau und Sanierung von Straßen sollten für die Anwohner kostenfrei sein und aus Steuermitteln finanziert werden. Die Freisinger ÖDP-Stadtratsfraktion werde einen Antrag stellen, die Strabs in Freising abzuschaffen, sagte Vogl. Ein weiteres Schwerpunktthema werde in diesem Jahr der Wohnungsbau sein. Stadt und Landkreis hätten genug in den Straßenbau investiert, jetzt sei der Wohnungsbau, vor allem der Bau von Sozialwohnungen, an der Reihe. Dafür will die ÖDP die Freisinger Wohnungsbaugesellschaft in die Pflicht nehmen und vor allem auch die kleineren Kommunen, denn diese "treiben das nicht richtig voran", kritisierte Vogl.

In Sachen Oktogon am Domberg hofft die ÖDP auf eine einvernehmliche Lösung mit dem Ordinariat. Man würde sich freuen, wenn das Oktogon erhalten bliebe, finden die ÖDP-Kommunalpolitiker. Außerdem wollen sich die Ökodemokraten dafür einsetzen, dass die Kinderbetreuungsgebühren nicht weiter steigen. "Die Gebühren sind für viele Familien zu hoch", stellte Vogl fest. Noch besser wäre es, wenn sie gesenkt würden.

Schließlich widmen sich die ÖDP-Politiker auch heuer ihrem zentralen Thema, dem Ausbau des Radwegnetzes. Unterstützt werden sie dabei vom neuen Fahrradbeauftragten der Stadt Freising, der den Fahrradaktionsplan, den die ÖDP entwickelte, umsetzen soll. Es gehe nicht nur darum, punktuell Fahrradwege zu bauen, "es fehlt bisher die Gesamtsicht", so Vogl. Damit Fahrradfahrer schnell und sicher voran kämen, müssten die einzelnen Stadtteile miteinander verbunden werden.