College Football Amateure im Milliardenspiel

Mecole Hardman von den Georgia Bulldogs bejubelt mit der Rose-Bowl-Trophäe den Einzug ins Finale der nationalen Meisterschaft.

(Foto: imago/ZUMA Press)
Von Maximilian Länge

Elf Monate ist es her, dass im US-Bundesstaat Georgia die American-Football-Fans den Glauben an ihren Lieblingssport verloren. Elf Monate, seit die Atlanta Falcons im Super Bowl den New England Patriots in der Verlängerung unterlagen, nachdem sie im dritten Viertel schon 28:3 geführt hatten. Eines der größten Comebacks in der Geschichte der US-Footballliga NFL ließ die Menschen in Georgia sprachlos zurück - und die Falcons als Lachnummer der Nation.

Heute, fast ein Jahr später, hoffen die Fans in Georgia wieder auf eine Meisterschaft. Und sie müssen nicht einmal den Falcons die Daumen drücken, von denen sie so bitter enttäuscht wurden. Die Erwartungen ruhen auf der University of Georgia, genauer: auf den Georgia Bulldogs, dem Team der Universität, das in Athens beheimatet ist, rund eine Autostunde von Atlanta entfernt.

Zunächst klingt das kurios. Eine Mannschaft, bestehend aus über 130 Studenten, allesamt Amateure, begeistert die Massen. Doch welchen Stellenwert der College Football in den USA hat, lässt sich anhand von Zahlen beschreiben. Rund 30 Millionen Zuschauer werden einschalten, wenn in der Nacht von Montag auf Dienstag (2 Uhr, DAZN/Sport1) die Georgia Bulldogs im Finale der College Football Playoffs auf das Team der University of Alabama treffen. Über 70 000 werden im Mercedes-Benz Stadium in Atlanta live dabei sein - und können sich glücklich schätzen, wenn sie auf regulärem Weg ein Ticket erstanden haben. 1450 Dollar kostet die günstigste Eintrittskarte im Internet. Der TV-Sender ESPN bezahlte 2012 rund fünfeinhalb Milliarden Dollar für die Übertragungsrechte an den Playoffs von 2014 bis 2025.

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Stipendien sind genug, sagt der Boss der NCAA

College Football ist die größtmögliche Bühne für Nachwuchsspieler, die eines Tages in der Profiliga NFL spielen wollen. Wenn die NFL vom Leistungsstandard her die Bundesliga ist, dann ist College Football auf höchstem Niveau vergleichbar mit der zweiten oder dritten Liga. College Football verbindet die Tradition großer und kleiner US-Hochschulen mit dem Spektakel der polarisierenden US-Nationalsportart. Aber hinter einer Welt aus unschuldig lächelnden Studentinnen in Cheerleader-Kostümen, den schrägen Tönen und kuriosen Choreografien kompaniegroßer Marschkapellen und ausverkauften Stadien verbirgt sich ein Milliardengeschäft. College Football ist ein überdimensional großer Kuchen, von dem alle etwas abhaben wollen. Von dem aber jene, die auf dem Spielfeld ihren Körper in die Schlacht werfen, am wenigsten abbekommen.

Mark Emmert, Präsident der National Collegiate Athletic Association (NCAA), ist der Mann, der diesen Kuchen zerteilt. Er leiert jedes Jahr aufs Neue herunter, dass die Spieler Studenten sind, nicht Angestellte. Es komme deshalb nicht in Frage, sie für ihr Engagement zu bezahlen. Und außerdem würden die Spieler ja durch Stipendien an ihren Hochschulen unterstützt.

Aber steht dieses Modell noch in einem Verhältnis zu den Summen, die im College Football fließen? Die Texas A&M University machte in der Saison 2015-16 so viel Umsatz wie keine andere Bildungseinrichtung: 194 Millionen Dollar. Die University of Alabama, Georgias Finalgegner am Montag und im Football eine der erfolgreichsten Universitäten, kassierte immerhin 164 Millionen.