Für viele Pfarreien ist es schwer, Sternsinger zu finden. Die Kinder selbst werden nicht immer freundlich empfangen.
Die Heiligen Drei Könige rascheln wie Müllsäcke im Wind. Über ihren langen Gewändern tragen sie durchsichtige Regenponchos, die sich mächtig aufblähen. Es stürmt an diesem Mittwoch in Trudering. Doch die Sternsinger der Pfarrgemeinde St. Augustinus sind trotzdem unterwegs. An drei Tagen gehen sie dieses Jahr durch die Straßen, um für Kinder in Not zu sammeln.
Einer trägt einen Holzstern, einer die Spendenbüchse, einer das Weihrauchfass. Das qualmt heute allerdings nicht, "bei Regen und Wind würde es ständig ausgehen", sagt Gruppenleiter Sebastian von Arx. Er ist 18, studiert Pharmaziewissenschaften. Kein Grund für ihn aber, mit dem Sternsingen aufzuhören. Er hat sogar eine Gitarre dabei, um seine drei jungen Begleiterinnen Patricia Schwarzer, Garance Baehrel und Sophie Schmidt musikalisch zu unterstützen. Die Akkorde hat er zu Hause geübt, das Lied wird er heute mindestens 50 Mal spielen: "Stern über Betlehem, zeig uns den Weg, führ uns zur Krippe hin, zeig, wo sie steht."
So spenden die Deutschen
Die Sternsingergruppe ist an diesem Nachmittag für sechs Straßen zuständig, sie arbeitet sich von Klingel zu Klingel. Eine Frau öffnet, Hausschuhe, Leggings, rosa Kuschelpullover. Arx sagt seinen Spruch auf: "Wir sind die Sternsinger von St. Augustinus, wir würden ein Lied singen und dann hoffen wir auf eine kleine Spende für Kinder in Not."
Die Sternsinger hören Ausreden wie: "Wir sind gerade duschen"
Sobald die vier zu singen beginnen, wippt die Frau schon im Takt mit. "Das kommt eher selten vor", sagt Sophie. Sie ist in der achten Klasse und schon zum dritten Mal bei den Sternsingern dabei. "Heute morgen hat eine Frau dafür mitgesungen, das war auch toll." So enthusiastisch reagieren nicht alle. Die Sternsinger klingeln. Ihre bunten Kopftücher flattern im Wind. Sie warten. Viele Leute öffnen nicht, obwohl Licht in der Wohnung brennt. Ein Mann sagt über die Gegensprechanlage: "Danke. Kein Interesse." Arx verdreht die Augen. Immer noch besser als die Ausreden, die er oft hört. "Wir sind gerade duschen", zum Beispiel.
Aufmachen und dann die Tür wortlos wieder zuwerfen, sei auch schon vorgekommen. Die Sternsinger können nur raten, warum manche so abweisend sind. "Viele wollen vielleicht einfach nicht spenden", vermutet Garance. Arx glaubt, dass einige einfach nichts von der Kirche halten. "Die denken, das Geld geht an die Kirche, schmeißen 50 Cent in den Spendentopf und geben uns persönlich zehn Euro zum Teilen." Die vier werfen das Geld dann in die Büchse.
Spickzettel hinter dem Stern.
(Foto: Catherina Hess)Dieses Jahr sammeln sie unter dem Motto "Segen bringen - Segen sein. Gemeinsam gegen Kinderarbeit - in Indien und weltweit." Viele Menschen spenden und fragen danach erst, wofür. So auch die tanzende Frau im Kuschelpulli, sie war früher Stewardess bei Air India: "Dort ist das Geld gut aufgehoben", sagt sie.
Nächste Tür. Sophie hat ihre Handschuhe wieder angezogen, Patricia versteckt ihr Gesicht in der Jacke, langsam wird es kalt. Ein junger Mann öffnet. Auch er spendet, einen Türsegen braucht er aber nicht. "Wir sind keine Christen", sagt er. Nächste Tür. Die Dame hat schon auf die Heiligen Drei Könige gewartet. Ihre Nachbarin würde sich sicher auch freuen, leider sei sie schwerhörig und die Türglocke zu leise. "Ich rufe sie schnell an, das hört sie fast immer", sagt sie und huscht davon. Zwei Minuten später geht gegenüber tatsächlich die Tür auf.