Nach Hass: Facebook löschte "Flowerrain" für Wiener Neujahrsbaby

5. Jänner 2018, 09:39

Caritas-Wien-Generalsekretär sammelte tausende Likes und Glückwünsche auf Facebook

Facebook hat offenbar ein Posting gelöscht, mit dem das Wiener Neujahrsbaby mit möglichst vielen Glückwünschen und positiven Kommentaren begrüßt werden sollte. Zuvor hatten zahlreiche Menschen in sozialen Medien gegen das Mädchen und seine muslimischen Eltern gehetzt.

Anzeigen gegen Hassposter

Um 0:47 erblickte Asel am 1. Jänner als erstes Baby in Wien das Licht der Welt. Wie jedes Jahr berichteten mehrere Medien darüber, ebenso wie über die Neujahrsbabys der anderen Bundesländer. Doch das Foto von Asel und ihren Eltern wurde nicht nur mit Glückwünschen kommentiert, sondern auch mit zahlreichen Hasspostings. Der Grund: Die Familie ist muslimisch, und Asels Mutter trug auf dem Foto ein Kopftuch. Als Reaktion auf die Hasskommentare folgten bereits Anzeigen gegen Poster.

Nach der Hetze startete Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner ein sogenanntes "Flowerrain"-Posting, um möglicht viele positive Kommentare für Asel zu sammeln. Die Geschichte ging buchstäblich um die Welt. So berichtete unter anderem die "New York Times" und "El Mundo" darüber. Das Posting von Schwertner wurde binnen kurzer Zeit tausende Male geteilt und erhielt tausende Likes bzw. Herzen und zahlreiche positive Kommentare. Am Freitag war von dem Anti-Shitstorm jedoch nicht mehr viel zu sehen. Facebook hat das Posting offenbar ohne Angaben von Gründen gelöscht.

Zu Mitternacht sei das Posting noch vorhanden gewesen, in der Früh dann gelöscht, sagt Klaus Schwertner zum STANDARD. Bis dahin habe es mehr als 28.000 Kommentare und mehr als 27.000 Likes erhalten. Schwertner könne ausschließen, das Posting versehentlich selbst gelöscht zu haben. Der Inhalt habe auch nicht gegen die Community-Richtlinien des Netzwerks verstoßen. Er vermutet, dass das Posting von mehreren missgünstigen Nutzern gemeldet und dann von Facebook ohne Gegencheck gelöscht worden sein.

Das Netzwerk betont stets, dass die Häufigkeit von Meldungen keinen Einfluss auf die Löschpraxis hat. Der Grund, wieso das Flowerrain-Posting verschwunden ist, ist noch nicht bekannt. Auf STANDARD-Anfrage bei Facebook heißt es, dass der Fall bereits intern geprüft werde und man zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht sagen könne, was passiert sei. (br, 5.1.2018)