CSU Zweifel an Söder

Die Spuren des Machtkampfs: Die Hälfte der CSU-Wähler ist unzufrieden.

Von Lisa Schnell

Ein Unsympath, dem man nicht vertrauen kann, der unehrlich ist und dazu noch blind für die Nöte der kleinen Leute - das ist der Mann, mit dem die CSU die Landtagswahlen 2018 gewinnen möchte. Es ist nicht die Opposition, die Markus Söder dieses mehr als ungenügende Zeugnis ausstellt; es ist dies, laut einer Umfrage, gut die Hälfte der bayerischen Wähler.

Söder bekommt damit die Quittung für sein Verhalten der vergangenen Jahre. Da lernten ihn die Bayern als einen Mann kennen, der mit brachialer Gewalt nach der Macht strebte und dem jedes Mittel recht zu sein schien, um sie endlich zu erlangen. Ein Thema, für das Söder inhaltlich brennt, wird den wenigsten einfallen. Bei Noch-Ministerpräsident Horst Seehofer war das der Kampf für die Anliegen der kleinen Leute. Er begleitete Seehofer seit dem Anfang seiner Karriere. So ein Herzensthema und die Glaubwürdigkeit, die sich damit verbindet, kann nicht in Kürze aufgebaut werden; Glaubwürdigkeit fehlt Söder gerade bei den sozialen Themen - und das in einem Wahlkampf, in dem AfD-Wähler, die sich sozial abgehängt fühlen, wiedergewonnen werden sollen.

Auch in der CSU gibt es noch genügend Zweifler, die Söder den Wandel zum Landesvater nicht zutrauen. Wie tief die Spaltung reicht, zeigt die Umfrage: Gut die Hälfte der CSU-Wähler ist unzufrieden. Sie zeigt auch, wie klug die Wähler sind: Fast 70 Prozent erkennen in der CSU trotz der jüngsten Harmonieshow eine zerstrittene Partei.