- Der neue Darts-Weltmeister heißt Rob Cross. Der Debütant siegt im Finale mit 7:2 gegen Altmeister Phil Taylor.
- Der bekräftigt anschließend, dass es Zeit ist, die Sportart jüngeren Athleten zu überlassen.
- Hier geht es zu einem Rückblick über Phil Taylors Karriere.
Bevor Phil Taylor der Bühne des Darts für immer den Rücken kehrte, ging er auf dem Podium ein paar Schritte nach vorne, bis er alleine vor dem Publikum stand. Statt einer Trophäe hielt Taylor ein weißes Papier in der Hand, auf dem in schwarzer Schrift handgeschrieben stand: "Thank you. Thank you. Thank you. Loved it."
Kurz darauf startete auf den überdimensional großen Videoleinwänden ein Film mit Bildern aus seiner Karriere. Der Veranstalter legte dazu den eher trübsinnigen Song "Viva la Vida" der Rockgruppe Coldplay auf - so wie sich das Taylor zum Abschied gewünscht hatte. Der Song, veröffentlicht 2008, handelt von einem gestürzten König, der es gewohnt war, die Welt zu regieren. Auch Taylor war so ein Herrscher, auch wenn er in den vergangenen drei Jahrzehnten über keinem Reich thronte, sondern über einer Sportart: Darts.
Für Cross ist der Erfolg ein "Märchen"
Am Neujahrsabend endete nun seine Regentschaft, die mit dem erstmaligen Gewinn der Weltmeisterschaft am 13. Januar 1990 begonnen hatte. Im einseitigen Finale besiegte Taylor damals den dominierenden Eric Bristow und löste einen Generationswechsel aus. Die beiden hatten sich zuvor in einer Kneipe kennengelernt, in der Bristow das Talent seines jungen Nachfolgers zufällig entdeckte. Mit dessen finanzieller Unterstützung perfektionierte Taylor seine Fähigkeiten bis hin zur zeitweisen Unschlagbarkeit.
Pelé mit Bierbauch und Dartpfeil
Mit 16 Triumphen bei Weltmeisterschaften, davon acht in Serie (1995 ist 2002), hat sich Taylor in die sportliche Geschichtsschreibung geworfen. Sicherlich gibt es mit Michael Phelps im Schwimmen (26 Titel) oder dem Biathleten Ole-Einar Bjørndalen (19) sogar Athleten mit noch mehr Einzelsiegen, aber bezogen auf eine einzige Disziplin kommt an der englischen Sportikone wohl niemand vorbei. An Taylors Hinterlassenschaft ändert die abschließende Niederlage gegen seinen Landsmann Rob Cross nichts. "Für mich war das Erreichen des Finals wie ein Sieg", sagte Taylor: "Ich bin froh, dass es jetzt vorbei ist, weil ich die Energie nicht mehr habe, um mitzuhalten."
Taylor war trotz seiner 2:7-Niederlage nach Sätzen im Finale gegen den 30 Jahre jüngeren Rob Cross anzumerken, dass er den Hype um seine Person noch ein letztes Mal genoss. Schon den Einlauf zu Lichtblitz und Donnerhall hatte Taylor zelebriert, indem er ihn mit Autogrammen und Fotos für die Fans in die Länge zog. Im zwölften Abschnitt wäre ihm beinahe das Novum gelungen, ein perfektes Spiel bei diesem Turnier abzuliefern. Nach sieben Pfeilen auf das Feld der Triple-20, einem Wurf auf die Triple-19 verfehlte der abschließende Versuch die Doppel-12 nur minimal. Es wäre ein sogenannter Neun-Darter gewesen, bei dem mit nur neun Pfeilen genau 501 Punkte geworfen werden.
Nur mit einem solchen Kunststück hätte Taylor seinen davon eilenden Konkurrenten auf dem Weg zu seinem ersten großen Titel abfangen können. In diesem einseitigen Finale gelang Cross durchschnittlich die Punktzahl 107,67 - ein herausragender Wert. Mit zwei Würfen auf die Triple-18 und einem auf die Doppel-16, dem favorisierten Feld Taylors, sicherte er sich den Sieg. "Der Erfolg wird mein Leben verändern, das ist ein Märchen", sagte Cross hinterher.