Weihnachtszeit So spenden die Deutschen

Spendenüberweisung samt Kugelschreiber (Symbolbild)

(Foto: imago; Bearbeitung SZ)

Rettung bei Flutkatastrophen, Hilfe für krebskranke Kinder, Schutz für bedrohte Tierarten: Zur Weihnachtszeit erhalten Wohltätigkeitsorganisationen viel Unterstützung. Wer ist besonders freigiebig und wohin geht das Geld?

Von Oliver Klasen (Text) und Moritz Zajonz (Grafiken)

Hier 25 Euro für bedrohte Tiere, dort 100 Euro für Waisenkinder in Nepal: Die Vorweihnachtszeit ist für Wohltätigkeitsorganisationen die wichtigste Zeit des Jahres. Es gibt keinen Monat, in dem sie mehr Spenden erhalten als im Dezember. So überwiesen Menschen in Deutschland im Dezember 2016 etwa 1,2 Milliarden Euro an gemeinnützige oder kirchliche Organisationen. Im November des gleichen Jahres war es weniger als die Hälfte der Summe, in den übrigen Monaten oft weniger als ein Drittel.

Die Zahlen stammen aus der "Bilanz des Helfens", einer Zusammenstellung von Daten, die die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Auftrag des Deutschen Spendenrates herausgibt. Die Forscher haben für ihre Studie 10 000 Personen befragt wie viel, wie oft und an welche Organisationen sie spenden.

Die Werte für das Jahr 2017 liegen zwar erst bis einschließlich September vor, aber Daniela Geue, die Geschäftsführerin des Spendenrates, rechnet fest damit, dass das Spendenaufkommen auch in diesem Jahr in der Vorweihnachtszeit stark gestiegen ist. Die Deutschen bleiben sich da treu - vermutlich animiert durch die christliche Tradition des Schenkens und Gebens in der Weihnachtszeit, die auch Menschen beeinflusst, die sich selbst gar nicht als gläubig bezeichnen würden.

Bei aller Liebe zur Tradition gibt es durchaus neue Entwicklungen: "Transparenz wird immer wichtiger. Die Spender informieren sich, vergleichen und wollen genau wissen, wo ihr Geld hingeht", sagt Geue. Zur Transparenz gehöre bei Organisationen, die Spenden sammeln, etwa eine Website mit leicht nachvollziehbaren Informationen, schließlich wolle sich kein potenzieller Spender erst durch hunderte Seiten lange Rechenschaftsberichte wühlen, um zu entscheiden, ob ein Verein seriös ist.

Gleichzeitig wird die Evaluierung durch spezielle Güte-Siegel den Menschen bei den vielen Angeboten im Charity-Bereich wichtiger, sagt Geue. Zu nennen ist hier etwa das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) in Berlin. In einem Spendenalmanach führt das Institut mehr als 200 vertrauenswürdige Organisationen auf. Aus den Kurzporträts geht zum Beispiel hervor, ob die Tätigkeit der Organisation von einer unabhängigen Stelle überprüft wird und wie hoch die Ausgaben für Werbung und Verwaltung sind.

Die Leute wollen heute mehr denn je wissen, woran sie sind. "Aber wenn sie einmal Vertrauen zu einer Organisation gefasst haben, dann spenden sie auch regelmäßiger", sagt Spendenrats-Geschäftsführerin Geue.

Das passt zu einem Trend, der sich aus den Daten ergibt: Zwar ist der Anteil derjenigen Bürger, die Geld für wohltätige Zwecke überweisen, seit dem Jahr 2005 deutlich gesunken, von 50 Prozent auf weniger als 33 Prozent. Die Einnahmen sind aber dennoch gestiegen, weil die Menschen, die sich engagieren, öfter spenden als damals.

Waren es 2005 pro Jahr noch 4,3 "Spendenakte", wie die Forscher sagen, sind es, bezogen auf 2016, bereits 6,7 Spendenakte. Auch die Höhe der durchschnittlichen Spende hat sich in den vergangenen Jahren stetig nach oben entwickelt.

Für das Jahr 2017 prognostiziert die GfK ein Spendenvolumen zwischen 5,30 und 5,49 Milliarden Euro, das wäre eine leichtere Steigerung im Vergleich zum vergangenen Jahr.

Andere Untersuchungen kommen zu anderen, zum Teil deutlich abweichenden Werten. So geht das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) in Berlin, das an diesem Freitag seinen alljährlichen Spendenalmanach herausgegeben hat, bezogen auf das Jahr 2016 von 7,7 Milliarden Euro aus. Außerdem gibt es noch den Spendenmonitor, ebenfalls in dieser Woche erschienen. Er wird vom Deutschen Fundraising Verband herausgegeben, basiert auf Daten des Meinungsforschungsinstituts Kantar TNS und liefert nochmal einen anderen Wert: nur 3,71 Milliarden Euro beträgt demnach das Spendenaufkommen im Jahr 2017.

Der Grund für die stark unterschiedlichen Zahlen liegt zum einen in den Untersuchungsmethoden der einzelnen Veröffentlichungen - mal müssen die Befragten ein Spendentagebuch führen, mal werden sie am Telefon befragt. Zum anderen rechnet jeder anders: Mal werden Personen ab zehn, mal ab 14, mal ab 18 Jahren erfasst. Mal werden Großspenden herausgerechnet, mal nicht.