Auch andere Kryptowährungen im Abwärtssog, Goldman Sachs plant dennoch Handel mit Bitcoin & Co
Bangalore/Tokio/Wien – Die Kryptowährung Bitcoin hat ihre Talfahrt am Freitag unvermindert fortgesetzt. Der Preis fiel neuerlich im zweistelligen Prozentbereich und wurde zwischenzeitlich zu Kursen unterhalb der Marke von 13.000 Dollar gehandelt. Das sind rund 7.000 Dollar weniger als am Sonntag, als der Preis für die Kryptowährung auf ein Rekordhoch von fast 20.000 Dollar gestiegen war. Nach einer leichten Erholung notierte Bitcoin wieder bei rund 13.250 Dollar. Andere Kryptowährungen wie Ether und Litecoin verzeichneten ebenfalls hohe Kurseinbußen.
"Wir sehen akut einen Rückzug aus dem Kryptomarkt", kommentierte Analyst Mati Greenspan vom Broker eToro die Kursrückgänge. Es sei schwer vorherzusagen, ob der Kapitalabfluss sich noch verschärfen oder der Trend sich in nächster Zeit umkehren werde. Grenenspan betont daher die Wichtigkeit von"richtigem Portfoliomanagement": "Denn letztlich gilt bei Investitionen in Kryptowährungen dasselbe wie bei traditionellen Anlagen: Diversifizierung ist entscheidend." Timo Emden, Deutschland-Chef des Online-Brokers Daily-FX, glaubt nun an ein Ende des jüngsten Kaufrauschs: "Zahlreiche Privatanleger dürften sich in den letzten Tagen die Finger an digitalen Talern verbrannt haben."
Zahlreiche Warnungen
Der Chef der japanischen Zentralbank, Haruhiko Kuroda, sagte am Donnerstag, der Preisanstieg für die digitale Währung sei "anormal". Auch die Europäische Zentralbank hat bereits Sorge angesichts der Risiken geäußert. Die Chefin der US-Notenbank, Janet Yellen, kritisierte, Bitcoin sei kein Geld. Die deutlichsten Worte hatte am Montag der dänische Zentralbankchef Lars Rode zu Bitcoin gefunden: "Bleiben Sie weg. Das ist tödlich!"
Bezeichnend für den aktuellen Hype um Kryptowährungen war am Donnerstag die Ankündigung des US-Möbelhändlers Nova Lifestyle, künftig Bitcoin und andere Kryptowährungen regulär als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Die Aktie des Unternehmens schnellte daraufhin zeitweise an der Technologiebörse Nasdaq um mehr als ein Drittel in die Höhe.
Goldman Sachs plant Handel
Einem Medienbericht zufolge will die US-Bank Goldman Sachs ungeachtet des jüngsten Kurssturzes einen Handelsbereich für Kryptowährungen wie Bitcoin schaffen. Das Geschäft solle bis Ende Juni an den Start gehen, berichtet die Agentur Bloomberg am Donnerstag. Goldman-Chef Lloyd Blankfein hatte sich vor kurzem offen für Bitcoins gezeigt. Ein Goldman-Sprecher wollte den Bericht weder bestätigen noch dementieren. Er sagte lediglich: "Als Reaktion auf das Kundeninteresse an digitalen Währungen prüfen wir, wie wir dieses am besten bedienen können."
Die Äußerungen von Goldman-Chef Blankfein heben sich deutlich von der Position seines Kollegen Jamie Dimon ab, der den Rivalen JP Morgan Chase führt. Dieser hatte Bitcoin zuletzt als Betrug bezeichnet und prognostiziert, die Währung werde in einem Crash enden. Auch die britische Großbank HSBC geht auf Distanz zu Cyberwährungen wie Bitcoin. "HSBC wird niemanden begleiten und unterstützen, der mit Bitcoin spekulieren will", sagte die Deutschland-Chefin der größten europäischen Bank, Carola von Schmettow. "Weder verarbeitet HSBC Zahlungen in virtuellen Währungen noch übernimmt HSBC Bankdienstleistungen für Bitcoin-Börsen."
Kaum Einfluss auf Realwirtschaft
An einigen US-Börsen sind mittlerweile Wetten auf Bitcoin über Terminkontrakte – sogenannte Futures – möglich. Damit etabliert sich die Internet-Währung immer mehr. Viele Experten sehen das kritisch, andere erkennen darin eher eine Möglichkeit, sich an den Finanzmärkten gegen den Bitcoin-Hype zu positionieren. Die meisten Fachleute erwarten bisher nicht, dass die Bitcoin-Euphorie bei einem Platzen der Spekulationsblase negativ auf die Volkswirtschaft durchschlägt. Auch HSBC-Deutschland-Chefin von Schmettow sieht dafür nur ein geringes Risiko: "Eine echte Krise infolge der Bitcoin-Spekulation ist eher unwahrscheinlich, dafür ist der Einfluss auf die Realwirtschaft zu begrenzt."
Der für große Kursausschläge bekannte Bitcoin war 2009 auch als Antwort auf die Finanzkrise erfunden worden, um eine von Staaten, Zentralbanken und anderen Finanzinstituten unabhängige Währung zu erschaffen. Befürworter argumentieren, dass Bitcoins vor allem in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit attraktiv werden könnten. (APA, Reuters, red, 22.12.2017)