- Der Tunnel bei Oberau ist fertig gesprengt. Bis er für den normalen Verkehr freigegeben wird, dauert es noch mindestens bis 2021.
- Zudem sind weitere Tunnel geplant. Einer soll das Ende der A 95 bei Eschenlohe praktisch direkt mit dem Oberauer Tunnel verbinden.
- Ursprünglich waren die Hoffnungen auf die Verkehrsprojekte nach dem Aus der Olympiabewerbung aufgegeben, doch dann wurde Alexander Dobrindt Bundesverkehrsminister.
Ob es draußen hell ist oder dunkel, das war drinnen im Berg viele Monate lang fast egal. Gebohrt, gesprengt und gegraben haben sie rund um die Uhr. Als den Mineuren nun mitten in der Nacht der Durchbruch gelang, da sahen sie zunächst wieder nur elektrisches Licht. Am Dienstagfrüh haben sie dann die letzten Brocken bei Tageslicht beiseitegeschafft. Seither ist - vier Wochen nach der ersten - auch die zweite Röhre der Ortsumgehung von Oberau komplett freigesprengt. Der Verkehr von Norden Richtung Garmisch-Partenkirchen wird aber frühestens 2021 durch den Tunnel rollen. So lange wird es dauern, bis die Röhren durch Querschläge verbunden, mit Betonschalen ausgekleidet und mit Verkehrstechnik bestückt sind. Längst laufen die Vorarbeiten für weitere Tunnel nördlich und südlich davon.
Vom Ende der A 95 bei Eschenlohe, an dem sich bei Ferien- oder Ausflugsverkehr regelmäßig lange Staus bilden, soll möglichst bald ein Tunnel durch den Auerberg praktisch direkt bis zum Oberauer Tunnel führen. Südlich davon fließt der Verkehr schon jetzt durch den Farchanter Tunnel bis Garmisch-Partenkirchen. Dort soll es westlich Richtung Reutte und Fernpass durch den Kramer hindurch weitergehen und in Richtung Mittenwald und Innsbruck östlich um Partenkirchen herum unter dem Wank.
Wie beschlossene Tunnelprojekte neue Begehrlichkeiten wecken
Die Hoffnung auf all die Tunnel hatten die Planer und auch die meisten Menschen im Werdenfelser Land schon fast aufgegeben, nachdem München 2011 mit seiner Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2018 gescheitert war, die stattdessen bald im südkoreanischen Pyeongchang stattfinden. Mit dem Bürgerentscheid von 2013 gegen eine neuerliche Bewerbung für 2022 schienen dann auch die Tunnelträume endgültig geplatzt zu sein. Nur den Tunnel um Garmisch herum zum Fernpass wollten die Behörden da schon durch den Kramer treiben - partout nach ihren bisherigen Plänen und gegen den Widerstand des örtlichen Bund Naturschutz. Der hatte ziemlich genau vor den Wassereinbrüchen in lockerem Gestein gewarnt, an denen der Bau des Erkundungsstollens im Frühjahr 2013 bis auf Weiteres gescheitert ist.
Doch noch im selben Jahr wurde Alexander Dobrindt aus dem nahen Peißenberg vom CSU-Generalsekretär zum Bundesverkehrsminister. Er hat im Süden seines Wahlkreises zwar noch nicht den Verkehr zum Fließen gebracht, aber immerhin das Geld. 228 Millionen Euro wird nach der jüngsten Berechnung die Umgehung von Oberau kosten. Dort haben sie ihrem Wohltäter Schilder mit der Aufschrift "Alexander-Dobrindt-Tunnel" aufgehängt, doch an der Wahlurne waren die Oberauer zurückhaltend. "Kein Traumergebnis für den Tunnelgott", titelte das Garmisch-Partenkirchner Tagblatt nach der Bundestagswahl enttäuscht. Nach dem Durchstich der ersten Röhre Ende November durfte sich aber auch Dobrindt wieder feiern lassen.
Da war er schon Chef der CSU-Landesgruppe im Bundestag, doch zuvor hatte der scheidende Minister noch die Mittel für den Weiterbau des 3,6 Kilometer Kramertunnels freigegeben. Der wird statt einst auf 130 Millionen inzwischen auf 190 Millionen Euro taxiert. Doch auch das wird nicht reichen, denn die Planer dürfen bei ihren Berechnungen weder die allgemeine Inflation noch erwartbare Steigerungen bei den Baupreisen ansetzen. Den Schwierigkeiten mit dem lockeren Gestein und dem vielen Wasser wollen sie mit einer massiven künstlichen Absenkung des Grundwassers im Bergstock begegnen.
Bund Naturschutz will auf weitere Klagen verzichten
Dies stößt wieder auf scharfe Kritik vom Bund Naturschutz. Trotzdem hat er im Sommer angekündigt, angesichts der bisherigen Erfahrungen mit den Behörden und Gerichten auf weitere Klagen zu verzichten. Bei Grainau, wo der Kramertunnel im Süden münden soll, wurden im November Bäume gefällt, 2018 sollen die Arbeiten für die nötigen Loisachbrücken beginnen, im Jahr darauf die Bohr- und Sprengarbeiten für den Tunnel. Die insgesamt 5,6 Kilometer lange Umfahrung für Garmisch könnte im besten Fall 2024 fertig werden.
Eine Umfahrung für Partenkirchen, wie sie im Tal von vielen gefordert wird, liegt im Vergleich dazu noch in weiter Ferne. Sie kann wohl nur als Tunnel durch den Wank führen, auf ihren Karten haben die Planer mit dem Lineal eine schnurgerade Trasse durch den Berg gezogen, die im Osten oberhalb von Partenkirchen wieder auf die B 2 Richtung Mittenwald und Innsbruck stößt. Dazu gibt es eine Voruntersuchung aus dem Jahr 1997, die weiteren Planungen wurden nach dem Ende aller Olympiaträume aber eingestellt. Im aktuellen Bundesverkehrswegeplan ist der Wanktunnel aber bei geschätzten Kosten von knapp 160 Millionen Euro im "vordringlichen Bedarf", also bei den Projekten mit der höchsten Priorität, einsortiert.
Für den kürzeren, aber wohl auch weit mehr als 100 Millionen Euro teuren Auerbergtunnel könnte es schon bald Baurecht geben. Zuvor will die Autobahndirektion Südbayern bei Eschenlohe aber erst einmal einen "Halbanschluss" an der A 95 bauen, der dann nur die B 2 von und nach Weilheim und die A 95 von und nach Garmisch verbinden wird. Das soll zwei alte Tunnel überflüssig machen: Die beiden kurzen Tunnel der B 2 bei Eschenlohe wurden zu den Olympischen Winterspielen von 1936 gebaut und sind längst marode.