Der neue Chef des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC), Cyril Ramaphosa, könnte Präsident Jacob Zuma verdrängen. Dessen Amtszeit endet regulär im Jahr 2019, doch gegen ihn tauchen immer neue Korruptionsvorwürfe auf.
Der neu gewählte Präsident des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC), Cyril Ramaphosa, hat am Dienstag auf dem Kongress seiner Partei versucht, weitere Führungspositionen mit seinen Anhängern zu besetzen. Die fast 5000 Delegierten begannen mit der Wahl der 80 Mitglieder des National Executive Committee (NEC), einer Art geschäftsführendem Vorstand, der eine Weisungsbefugnis gegenüber Amtsträgern des ANC hat. Erreichen seine Anhänger dort eine Mehrheit, könnte Ramaphosa Staatspräsident Zuma zum Rückzug aus dem Amt zwingen. So hatte es Zuma selbst mit seinem Vorgänger Thabo Mbeki gemacht, den er 2008 aus dem Amt drängte, weil die Parlamentsabgeordneten ihn nicht mehr unterstützten.
Zumas Amtszeit endet regulär 2019, weil gegen ihn immer neue Korruptionsvorwürfe auftauchen, sehen ihn viele im ANC als Belastung im Wahlkampf um das höchste Staatsamt. Bei den Regionalwahlen 2016 musste der ANC erstmals massive Stimmenverluste erleben, einstige Hochburgen wie Johannesburg und Nelson Mandela Bay gingen verloren. Ramaphosa hat sich bisher nicht geäußert, ob er anstrebt, Zuma aus dem Amt wählen zu lassen. Endgültige Ergebnisse für die NEC-Wahl werden für diesen Mittwoch erwartet.
Die bisherigen Entscheidungen der Mitglieder für die Führungspositionen der Partei haben einen deutlich gespaltenen ANC offenbart, für die sechs wichtigsten Positionen konnte Ramaphosa, sich selbst eingerechnet, nur drei Kandidaten durchbringen. Sein neuer Vize und der Generalsekretär gelten als vehemente Unterstützer Jacob Zumas, und wurden von dessen Ex-Frau Nkosazana Dlamini-Zuma nominiert. Sie war Ramaphosa bei der Wahl zum Präsidenten knapp unterlegen. Ramaphosas Anhänger denken darüber nach, die Wahl zum Generalsekretär überprüfen zu lassen, weil der Verbleib von etwa 60 Stimmen ungeklärt ist.
Ramaphosa äußerte sich nach seiner Wahl bisher nicht öffentlich, Vertreter aus Wirtschaft und Kirche begrüßten aber seine Wahl. "Es gibt kaum Zweifel, dass Ramaphosa entschlossen und willens ist, dem Land und dem Gemeinwohl der Bürger aufrichtig zu dienen", erklärte das Parlamentsbüro der Südafrikanischen Bischofskonferenz. Sorge äußerten die Kirchenführer allerdings über die "fast unmögliche Aufgabe", die Ramaphosa bei der Bekämpfung von "Korruption und Misswirtschaft" erwarte.