- Der Präsident des FC Bayern kritisiert auf einem Fanklub-Treffen, wie die Öffentlichkeit mit Franz Beckenbauer und dessen Rolle bei der WM-Affäre 2006 umgehe.
- Es sei "eine Riesenschweinerei, was da um seine Person gemacht wird", sagte Hoeneß.
Es war einer jener Termine, die Uli Hoeneß besonders schätzt, weil er dabei als Familienoberhaupt des FC Bayern verehrt wird. Beim Fanklub "Schießamer Red-White Dynamite" trat der Präsident am Samstagabend auf, und passend zum Namen der Anhänger hinterließ er Aussagen mit Sprengkraft. Es sei "eine Riesenschweinerei, was da um seine Person gemacht wird", sagte Hoeneß über Franz Beckenbauer: "Er hat Unglaubliches geleistet, nichts in seine Tasche gesteckt, sich den Arsch aufgerissen - jetzt muss irgendwann mal Ruhe sein. Man soll den Mann in Frieden leben lassen."
Bayerns Gott der kleinen Dinge
Bezug nahm Hoeneß auf die Affäre um die Fußball-WM 2006 in Deutschland, bei der Beckenbauer als OK-Chef fungiert hatte. Im Herbst 2015 waren bis heute ungeklärte Zahlungen in Höhe von zehn Millionen Schweizer Franken aus der Zeit vor der WM-Vergabe aufgeflogen, die 2002 auf verschlungenen Pfaden in Katar beim früheren Fifa-Funktionär Mohamed Bin Hammam gelandet waren. Die ersten Tranchen kamen von einem auf Beckenbauer und dessen verstorbenem Berater Robert Schwan geführten Konto.
Hoeneß befand einst: "Ein Freispruch wäre völlig normal gewesen"
Der verstorbene, langjährige Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus trat dabei als Kreditgeber auf und erhielt 2005 sein Geld zurück, nun 6,7 Millionen Euro inklusive Zinsen. Allerdings kam das Geld von den deutschen WM-Machern, nicht von Beckenbauer. Abgewickelt wurde der Rückfluss über die Fifa - als Zuschuss für eine nie veranstaltete WM-Gala. Ermittelt wird im Zuge der Affäre noch immer gegen Beckenbauer und weitere Funktionäre, unter anderem wegen des Verdachts der Geldwäsche, der Untreue und des Betrugs.
Hoeneß verwies nun auch auf Beckenbauers Gesundheitszustand. Der 72-Jährige hatte sich zuletzt einer zweiten Herz-OP unterziehen müssen. Der FC Bayern stehe zu seinem ehemaligen Spieler, Trainer und Präsidenten "hundertprozentig", sagte Hoeneß, "er hat schwer daran zu tragen, nicht nur an seiner Krankheit, sondern an dem ganzen Theater um seine Person".
Womöglich hat Hoeneß sich mit diesem Auftritt keinen Gefallen getan. Im Mai hatte er zu seiner Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 28,5 Millionen Euro gesagt: "Ich bin der einzige Deutsche, der Selbstanzeige gemacht hat und trotzdem im Gefängnis war." Hoeneß befand trotz seiner unvollständigen Selbstanzeige: "Ein Freispruch wäre völlig normal gewesen." Dafür war der 65-Jährige bereits scharf kritisiert worden.