Der "Märchenstunde" begegnet Grasser-Anwalt Wess am dritten Tag mit scharfen Vorwürfen gegen die Staatsanwaltschaft. Sie habe in der Anklageschrift gepatzt
Am Donnerstag geht der Buwog-Prozess gegen Karl-Heinz Grasser und mehr als ein Dutzend weitere Angeklagte mit der ganztägigen Powerpoint-Präsentation von Grasser-Zweitverteidiger Norbert Wess weiter. Das Plädoyer der Staatsanwaltschaft vom Vortag sei kein rechtliches, sondern ein politisches gewesen, sagt Wess. "Das war eine Show, die ich so noch nie erlebt habe."
In seiner Präsentation geht der Anwalt auf Passagen aus der Anklageschrift ein, in denen Zeugenaussagen aus dem Kontext gerissen und missinterpretiert worden sein. Außerdem befürchtet Wess, der Schöffensenat sei nicht richtig über Anklagepunkte informiert worden.
Angesichts des schleppenden Starts eines der größten Korruptionsprozesse der Zweiten Republik mehren sich inzwischen die Stimmen, die eine Prozessdauer von einem Jahr noch für zu kurz halten.
Der zweite Prozesstag am Mittwoch stand ganz im Zeichen der Staatsanwälte. "Geld, Gier, Geheimnisse" seien hinter dem Tatplan von Grasser und seinen Freunden Walter Meischberger, Peter Hochegger und Ernst Karl Plech gestanden, sagte Oberstaatsanwalt Alexander Marchart.
Grasser-Verteidiger Manfred Ainedter hingegen ortete "Grimms Märchen" beim Plädoyer der Korruptionsstaatsanwaltschaft. Mittels Powerpoint-Präsentation will er beziehungsweise Wess am Donnerstag über acht Stunden lang "alles zerpflücken", und zwar "jeden Vorwurf bis ins Detail", wie er am Mittwoch sagte.
Aus dem Gerichtssaal berichtet Renate Graber. (red, 14.12.2017)