Nach Rückzieher der Lufthansa: Niki stellt ab morgen den Flugbetrieb ein

Video13. Dezember 2017, 21:02

Nach der gescheiterten Übernahme ist Niki pleite. Noch am Mittwoch wurde ein Insolvenzantrag gestellt. Auch ein anderer Käufer wurde kurzfristig nicht gefunden

Wien/Berlin/Brüssel – Die Fluglinie Niki folgt ihrer Mutter Air Berlin in die Insolvenz. Nur Stunden nachdem sich die deutsche AUA-Mutter Lufthansa als erwartete Retterin der österreichischen Air-Berlin-Tochter verabschiedet hatte, meldete Niki beim Amtsgericht Berlin–Charlottenburg Zahlungsunfähigkeit an. Das teilte Niki am Mittwochabend mit. Via Facebook kündigte die Fluglinie zudem an, ab Donnerstag den Flugbetrieb einzustellen. Weitere Flüge sind nicht mehr buchbar. Die Flugzeuge bleiben am Boden.

Stunden vorher hatte sich Lufthansa kurzfristig gegen eine Übernahme des einst von Ex-Rennfahrer Niki Lauda gegründeten Billigfliegers Niki entschieden – weil die kartellrechtlichen Bedenken der EU-Kommission zu groß waren. Damit dürften kurz vor Weihnachten 800 bis 1000 Mitarbeiter ihren Job verlieren – und tausende Passagiere stranden. Lufthansa hatte Niki zuletzt mit einer Brückenfinanzierung in zweistelliger Millionenhöhe in der Luft gehalten. Diese Hilfe fällt nun weg, die Zeichen stehen auf "Grounding", wie ein Startverbot in der Luftfahrtbranche heißt.

"Nationales Desaster"

Niki-Geschäftsführer Oliver Lackmann, formulierte die düsteren Aussichten drastisch: "Das Ende der Niki ist ein nationales Desaster für Österreich. Aufgrund des Neins der Europäischen Kommission gegen den geplanten Verkauf der Niki an die Lufthansa-Gruppe verlieren 1000 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz." Der Schuldige für das Grounding ist somit bereits ausgemacht: Obwohl es "keine valide Alternative" zu einem Niki-Verkauf an Lufthansa gegeben habe "erteilte die EU-Kommission am Dienstag dem Verkauf von Niki an Lufthansa eine Absage", schäumte Lackmann.

Zuvor hatten, wie berichtet, Gespräche mit den Großkonzernen IAG (British Airways, Iberia, Vueling) und Thomas Cook (Condor) ebensowenig zur Unterbreitung eines tragfähigen Alternativangebots geführt wie mit dem Bieterkonsortium um den Reiseveranstalter Thomas Cook und Niki-Gründer Niki Lauda nicht.

Hilfe für Gestrandete

In Wien wurden von der Regierung am Nachmittag bereits Überbrückungshilfen in Aussicht gestellt. Passagiere der akut existenzbedrohten österreichischen Airline können zumindest damit rechnen, dass sie – wohl mit Flugzeugen der AUA – aus dem Ausland nach Österreich zurückgeholt werden, wenn ihre Rückflüge abgesagt werden. Darauf habe man sich in der Regierung verständigt, verlautete nach Gesprächen mit Verkehrsminister Jörg Leichtfried (SPÖ), Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) und Kanzleramtsminister Thomas Drozda (SPÖ). Der Bund würde diese vorfinanzieren.

Die Regierung in Berlin – sie war federführend dabei, Air Berlin in den Hafen der Lufthansa zu dirigieren und den Flugbetrieb bis zur Air-Berlin-Einstellung Ende Oktober aufrechtzuerhalten – rechnete bereits mit Insolvenz und Einstellung des Niki-Flugbetriebs. "Alternative Käufer für Niki standen und stehen bis heute nicht zur Verfügung, trotz allerlei öffentlicher Ankündigungen und intensiven Bemühens des Generalbevollmächtigten von Air Berlin", betonte Regierungssprecher Steffen Seibert. Air Berlin selbst hatte freilich noch davon gesprochen, "alternative Verwertungsmöglichkeiten" für Niki prüfen zu wollen.

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Leiter des Wirtschaftsressorts bei der Zeit im Bild Christoph Varga in der ZiB 1 am Mittwoch.

Wie es nun weiter geht, ist offen. Lauda signalisierte erneut, Niki aus der Insolvenz heraus übernehmen zu wollen. Daneben könnten – trotz der bisher erfolglosen Gespräche und zwischenzeitlichen Absagen könnten IAG und Thomas Cook (Condor) Interesse an den Landerechten haben.

Die EU-Wettbewerbsbehörde bezeichnete den Rückzug der Lufthansa vom Übernahmeangebot als "bedauerlich". "Zumal dies nicht das einzig mögliche Resultat seit Beginn des Verkaufsprozesses war", so ein Sprecher. (Reuters, APA, red, 13.12.2017)