Mo, 11. Dezember 2017
Mo, 11. Dezember 2017
Mo, 11. Dezember 2017

Im Fall Freistadt:

11.12.2017 10:04

Suche nach Politikerweisung

An keinem Prüfbericht des Landes wurde in der dortigen Gemeindeaufsicht vom April 2013 bis Ende Jänner 2014 so oft herumgedoktert  wie an dem von Freistadt. Damals war der 2016 verstorbene ÖVP-Bundesrat Christian Jachs Bürgermeister. Von sieben Versionen konnte die "Krone" bereits Anfang  2017 berichten, der Landesrechnungshof zählt in seinem wohl im Jänner fertig vorliegenden Bericht über seine Sonderprüfung der Änderungen und Streichungen in Prüfberichten weitere zwei dazu.

Gegen interne Änderungen an  Entwürfen von Prüfberichten aufgrund von "Qualitätssicherung" hat der Rechnungshof natürlich nichts. Aber gerade im Fall Freistadt passierte weit mehr. Großteils nicht nachvollziehbare inhaltliche Änderungen an 30 Stellen des Berichts wird der Landesrechnungshof aufzeigen. Am problematischsten sind diejenigen, die nach der Schlussbesprechung (vom 13. 1. 2014) aufgrund von Widerstand der Stadtgemeinde ohne eingehende Prüfung der Angaben der Stadt durchgeführt wurden.

Last-Minute-Streichung im Prüfbericht
Am auffälligsten ist aber eine umfassende Last-Minute-Streichung des Kapitels "(Grundsätzliches zu) Veranstaltungen" wenige Tage vor der Schlussbesprechung. Hier heißt es schon in der Anzeige eines beteiligten Gemeindeprüfers vom 6. 11. 2016, es habe aufgrund von Interventionen des Bürgermeisters "angewiesene Änderungen durch den (für die Gemeindeaufsicht über Freistadt) nicht zuständigen Landesrat Hiegelsberger" (ÖVP) gegeben. Der Politiker hat das immer bestritten.
Auch bei der  Sonderprüfung hielt der Prüfer seine Darstellung von einer Hiegelsberger-Weisung (im Wege einer Mitarbeiterin von ihm) aufrecht. Das für den Stadtchef offenbar so ärgerliche Kapitel verschwand jedenfalls zwischen 7. und 10. Jänner 2014 "last minute",  kurz vor der Schlussbesprechung in Freistadt,  aus dem Bericht.

Seltsamer Fingerzeig auf SPÖ-Politiker

Hiegelsberger gab auch gegenüber dem Landesrechnungshof an, er habe keine Weisung erteilt. Die IKD als Gemeindeaufsicht des Landes wiederum sagt nun, das Kapitel (und ein weiteres über Aufsichtsbeschwerden) sei im Einvernehmen mit dem damals für die Aufsicht über die ÖVP-Gemeinde Freistadt zuständigen SPÖ-Politiker Josef Ackerl gestrichen worden!

Noch keine Klärung, wer es war

Allerdings - jedes Schrifterl ist ja  ein Gifterl, wie der Volksmund  sagt - wurde über diese Streichung, außer offenbar vom Prüfer selbst, nichts Schriftliches festgehalten; der LRH konnte daher nicht mehr klären, wer die Entscheidung zur Streichung  getroffen hat. Doch scheint einiges  gegen eine so eigenartige  Ackerl-Intervention zugunsten eines ÖVP-Politikers zu sprechen. Wobei auffällt,  dass der Ackerl-Nachfolger als Aufseher über ÖVP-Gemeinden, Reinhold Entholzer (ab 23. 1. 2014), die Mitzeichnung der Endversion des Prüfberichtes zurückzog und von  der IKD eine Begründung für die (nachträglichen) Änderungen am Bericht forderte.

Werner Pöchinger, Kronen Zeitung

Das könnte Sie auch interessieren
Kommentar schreiben

Sie haben einen themenrelevanten Kommentar? Dann schreiben Sie hier Ihr Storyposting! Sie möchten mit anderen Usern Meinungen austauschen oder länger über ein Thema oder eine Story diskutieren? Dafür steht Ihnen jederzeit unser krone.at-Forum, eines der größten Internetforen Österreichs, zur Verfügung. Sowohl im Forum als auch bei Storypostings bitten wir Sie, unsere AGB und die Netiquette einzuhalten!
Diese Kommentarfunktion wird prä-moderiert. Eingehende Beiträge werden zunächst geprüft und anschließend veröffentlicht.

Kommentar schreiben
500 Zeichen frei
Kommentare
324

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB).

Für den Newsletter anmelden

Im Fall Freistadt:

11.12.2017 10:04

Suche nach Politikerweisung

An keinem Prüfbericht des Landes wurde in der dortigen Gemeindeaufsicht vom April 2013 bis Ende Jänner 2014 so oft herumgedoktert  wie an dem von Freistadt. Damals war der 2016 verstorbene ÖVP-Bundesrat Christian Jachs Bürgermeister. Von sieben Versionen konnte die "Krone" bereits Anfang  2017 berichten, der Landesrechnungshof zählt in seinem wohl im Jänner fertig vorliegenden Bericht über seine Sonderprüfung der Änderungen und Streichungen in Prüfberichten weitere zwei dazu.

Gegen interne Änderungen an  Entwürfen von Prüfberichten aufgrund von "Qualitätssicherung" hat der Rechnungshof natürlich nichts. Aber gerade im Fall Freistadt passierte weit mehr. Großteils nicht nachvollziehbare inhaltliche Änderungen an 30 Stellen des Berichts wird der Landesrechnungshof aufzeigen. Am problematischsten sind diejenigen, die nach der Schlussbesprechung (vom 13. 1. 2014) aufgrund von Widerstand der Stadtgemeinde ohne eingehende Prüfung der Angaben der Stadt durchgeführt wurden.

Last-Minute-Streichung im Prüfbericht
Am auffälligsten ist aber eine umfassende Last-Minute-Streichung des Kapitels "(Grundsätzliches zu) Veranstaltungen" wenige Tage vor der Schlussbesprechung. Hier heißt es schon in der Anzeige eines beteiligten Gemeindeprüfers vom 6. 11. 2016, es habe aufgrund von Interventionen des Bürgermeisters "angewiesene Änderungen durch den (für die Gemeindeaufsicht über Freistadt) nicht zuständigen Landesrat Hiegelsberger" (ÖVP) gegeben. Der Politiker hat das immer bestritten.
Auch bei der  Sonderprüfung hielt der Prüfer seine Darstellung von einer Hiegelsberger-Weisung (im Wege einer Mitarbeiterin von ihm) aufrecht. Das für den Stadtchef offenbar so ärgerliche Kapitel verschwand jedenfalls zwischen 7. und 10. Jänner 2014 "last minute",  kurz vor der Schlussbesprechung in Freistadt,  aus dem Bericht.

Seltsamer Fingerzeig auf SPÖ-Politiker

Hiegelsberger gab auch gegenüber dem Landesrechnungshof an, er habe keine Weisung erteilt. Die IKD als Gemeindeaufsicht des Landes wiederum sagt nun, das Kapitel (und ein weiteres über Aufsichtsbeschwerden) sei im Einvernehmen mit dem damals für die Aufsicht über die ÖVP-Gemeinde Freistadt zuständigen SPÖ-Politiker Josef Ackerl gestrichen worden!

Noch keine Klärung, wer es war

Allerdings - jedes Schrifterl ist ja  ein Gifterl, wie der Volksmund  sagt - wurde über diese Streichung, außer offenbar vom Prüfer selbst, nichts Schriftliches festgehalten; der LRH konnte daher nicht mehr klären, wer die Entscheidung zur Streichung  getroffen hat. Doch scheint einiges  gegen eine so eigenartige  Ackerl-Intervention zugunsten eines ÖVP-Politikers zu sprechen. Wobei auffällt,  dass der Ackerl-Nachfolger als Aufseher über ÖVP-Gemeinden, Reinhold Entholzer (ab 23. 1. 2014), die Mitzeichnung der Endversion des Prüfberichtes zurückzog und von  der IKD eine Begründung für die (nachträglichen) Änderungen am Bericht forderte.

Werner Pöchinger, Kronen Zeitung

An keinem Prüfbericht des Landes wurde in der dortigen Gemeindeaufsicht vom April 2013 bis Ende Jänner 2014 so oft herumgedoktert  wie an dem von Freistadt. Damals war der 2016 verstorbene ÖVP-Bundesrat Christian Jachs Bürgermeister. Von sieben Versionen konnte die "Krone" bereits Anfang  2017 berichten, der Landesrechnungshof zählt in seinem wohl im Jänner fertig vorliegenden Bericht über seine Sonderprüfung der Änderungen und Streichungen in Prüfberichten weitere zwei dazu.

Gegen interne Änderungen an  Entwürfen von Prüfberichten aufgrund von "Qualitätssicherung" hat der Rechnungshof natürlich nichts. Aber gerade im Fall Freistadt passierte weit mehr. Großteils nicht nachvollziehbare inhaltliche Änderungen an 30 Stellen des Berichts wird der Landesrechnungshof aufzeigen. Am problematischsten sind diejenigen, die nach der Schlussbesprechung (vom 13. 1. 2014) aufgrund von Widerstand der Stadtgemeinde ohne eingehende Prüfung der Angaben der Stadt durchgeführt wurden.

Last-Minute-Streichung im Prüfbericht
Am auffälligsten ist aber eine umfassende Last-Minute-Streichung des Kapitels "(Grundsätzliches zu) Veranstaltungen" wenige Tage vor der Schlussbesprechung. Hier heißt es schon in der Anzeige eines beteiligten Gemeindeprüfers vom 6. 11. 2016, es habe aufgrund von Interventionen des Bürgermeisters "angewiesene Änderungen durch den (für die Gemeindeaufsicht über Freistadt) nicht zuständigen Landesrat Hiegelsberger" (ÖVP) gegeben. Der Politiker hat das immer bestritten.
Auch bei der  Sonderprüfung hielt der Prüfer seine Darstellung von einer Hiegelsberger-Weisung (im Wege einer Mitarbeiterin von ihm) aufrecht. Das für den Stadtchef offenbar so ärgerliche Kapitel verschwand jedenfalls zwischen 7. und 10. Jänner 2014 "last minute",  kurz vor der Schlussbesprechung in Freistadt,  aus dem Bericht.

Seltsamer Fingerzeig auf SPÖ-Politiker

Hiegelsberger gab auch gegenüber dem Landesrechnungshof an, er habe keine Weisung erteilt. Die IKD als Gemeindeaufsicht des Landes wiederum sagt nun, das Kapitel (und ein weiteres über Aufsichtsbeschwerden) sei im Einvernehmen mit dem damals für die Aufsicht über die ÖVP-Gemeinde Freistadt zuständigen SPÖ-Politiker Josef Ackerl gestrichen worden!

Noch keine Klärung, wer es war

Allerdings - jedes Schrifterl ist ja  ein Gifterl, wie der Volksmund  sagt - wurde über diese Streichung, außer offenbar vom Prüfer selbst, nichts Schriftliches festgehalten; der LRH konnte daher nicht mehr klären, wer die Entscheidung zur Streichung  getroffen hat. Doch scheint einiges  gegen eine so eigenartige  Ackerl-Intervention zugunsten eines ÖVP-Politikers zu sprechen. Wobei auffällt,  dass der Ackerl-Nachfolger als Aufseher über ÖVP-Gemeinden, Reinhold Entholzer (ab 23. 1. 2014), die Mitzeichnung der Endversion des Prüfberichtes zurückzog und von  der IKD eine Begründung für die (nachträglichen) Änderungen am Bericht forderte.

Werner Pöchinger, Kronen Zeitung

Das könnte Sie auch interessieren
Kommentar schreiben

Sie haben einen themenrelevanten Kommentar? Dann schreiben Sie hier Ihr Storyposting! Sie möchten mit anderen Usern Meinungen austauschen oder länger über ein Thema oder eine Story diskutieren? Dafür steht Ihnen jederzeit unser krone.at-Forum, eines der größten Internetforen Österreichs, zur Verfügung. Sowohl im Forum als auch bei Storypostings bitten wir Sie, unsere AGB und die Netiquette einzuhalten!
Diese Kommentarfunktion wird prä-moderiert. Eingehende Beiträge werden zunächst geprüft und anschließend veröffentlicht.

Kommentar schreiben
500 Zeichen frei
Kommentare
324

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB).

Aktuelle Schlagzeilen
Videos
Für den Newsletter anmelden
Meistgelesen
Meistkommentiert
Mehr Oberösterreich
Im Fall Freistadt:
Suche nach Politikerweisung
Eine Million Klicks
Resi Oma kocht: Mühlviertler YouTube-Hit als Buch
Freude in Leonding
Traumhochzeit ist "perfekt" und "cool"
160.000 € Schaden
Linzer Bummelzug brannte völlig ab
Festival am Traunsee
Nena, Revolverheld und Rea Garvey rocken Gmunden
Mit bestehendem krone.at Konto anmelden
Mit Facebook anmelden
Noch keinen Account? Neues Konto erstellen
Neues krone.at Konto anlegen
Mit bestehendem krone.at Konto verknüpfen
Passwort vergessen

Tragen Sie hier einfach Ihren Benutzernamen ein und wir schicken Ihnen eine E-Mail mit einem Bestätigungslink mit dem Sie das Passwort zurücksetzen können.

Der Bestätigungslink ist aus Sicherheitsgründen nur 30 Minuten gültig.

Neues Passwort festlegen
Persönliche Daten
Konto trennen

Ihr krone.at Konto ist aktuell mit Ihrem Facebook-Profil verknüpft, Sie können Sich also sowohl mit Ihren krone.at-Zugangsdaten, als auch mit Ihrem Facebook-Zugangsdaten auf krone.at einloggen.

Wird die Verknüpfung mit dem Facebook-Profil getrennt, steht Ihnen Ihr krone.at Konto selbstverständlich weiter zur Verfügung.

Benutzer löschen

Hallo ,

Sie möchten Ihren Benutzer löschen?

Achtung! Diese Aktion kann nicht rückgängig gemacht werden und Ihr Benutzer ist für 90 Tage gesperrt!