- Aus dem Gazastreifen werden mehrere Raketen auf Israel abgefeuert. Eine davon trifft die Stadt Sderot, verletzt aber niemanden. Israel reagiert mit Luftangriffen im Gazastreifen. Es gibt Tote und Verletzte.
- Bereits am Freitag waren nach palästinensischen Angaben zwei Menschen bei Auseinandersetzungen zwischen palästinensischen Demonstranten und israelischer Armee getötet worden.
- Bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats verurteilen die übrigen Mitglieder des Gremiums die Entscheidung von US-Präsident Donald Trump, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen.
Bei israelischen Luftangriffen im Gazastreifen sind laut palästinensischem Gesundheitsministerium zwei Menschen getötet und 15 weitere verletzt worden. Als Reaktion auf Raketenbeschuss aus dem Küstengebiet hatte die israelische Luftwaffe vier Standorte der radikal-islamischen Hamas angegriffen, wie die israelische Armee in der Nacht zum Samstag mitteilte. Zwei Waffenfabriken, ein Waffenlager und ein Militärstützpunkt seien getroffen worden.
Dies war eine Vergeltungsaktion für drei davor auf Israel gerichtete Raketen. Eine schlug noch im Gazastreifen ein, eine weitere wurde vom Raketenabwehrsystem Iron Dome abgefangen, eine erreichte die 20 000-Einwohner-Stadt Sderot. Mehrere parkende Fahrzeuge wurden beschädigt. Bereits die zweite Nacht in Folge wurde im Süden Israels Raketenalarm ausgelöst. Der seit 2014 mehr oder weniger gültige Waffenstillstand scheint damit aufgekündigt.
Tausende Palästinenser waren bereits nach den Freitagsgebeten in Jerusalem und den Palästinensergebieten auf die Straße gegangen. Es kam zu massiven Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und israelischer Armee. Nach der Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels durch US-Präsident Donald Trump hatten Palästinensergruppen "Tage des Zorns" ausgerufen.
Tage des Zorns
Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums wurden an der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Israel zwei Palästinenser getötet. Ein weiterer schwebt demnach nach einem Kopfschuss in Lebensgefahr. Die israelische Armee bestätigte, dass zwei Menschen an der Grenze durch Schüsse getroffen wurden. Dabei habe es sich um die "Hauptanstifter" gewalttätiger Unruhen gehandelt.
Mehr als 700 Menschen wurden bei den Unruhen bereits verletzt. Etwa 260 davon erlitten Schusswunden, die Mehrheit wurde durch Gummimantelgeschosse verletzt, teilte der palästinensische Rettungsdienst Roter Halbmond am Freitag mit.
Der israelischen Armee zufolge demonstrierten etwa 4500 Palästinenser gewaltsam an sechs Orten entlang der Grenze des Gazastreifens. Die Truppen hätten auf "Dutzende" Menschen geschossen. In der Jerusalemer Altstadt drängten 50 Polizisten etwa 200 Demonstranten zurück. Zusammenstöße gab es auch in Hebron, Bethlehem und rund um Nablus.
Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats
Bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats mussten die USA am Freitag massive Kritik aller 14 anderen Mitglieder des Gremiums einstecken. Die Entscheidung, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen, stelle einen "gefährlichen Präzedenzfall" dar, sagte Ägyptens UN-Botschafter Amr Abdellatif Aboulatta in New York. Die Botschafter der beiden UN-Vetomächte Frankreich und Großbritannien sowie Deutschlands, Italiens und Schwedens erklärten nach der Sitzung, dass Trumps Entscheidung "nicht mit den Resolutionen des UN-Sicherheitsrats übereinstimmt" und die "Friedensperspektive in der Region nicht fördert".
US-Botschafterin Nikki Haley sagte hingegen während der Sitzung des Sicherheitsrats, Trump bleibe "dem Friedensprozess verpflichtet". Trump habe lediglich der Tatsache Rechnung getragen, dass Israels Regierung und Parlament in Jerusalem angesiedelt seien.
Trump rief angesichts der Unruhen zu Mäßigung auf. Das sagte sein Sprecher Raj Shah zu Journalisten an Bord der Präsidentenmaschine Air Force One, die der US-Präsident am Freitagabend (Ortszeit) zu einer Veranstaltung nach Florida brachte. "Der Präsident hat Ruhe und Mäßigung geforderte, und wir hoffen, dass die Stimmen der Toleranz die des Hasses übertönen", sagte Shah. Er betonte, dass Trump weiterhin eine "dauerhafte Friedensvereinbarung zwischen Israelis und Palästinensern" anstrebe.
Palästinensische Führung berät in Ramallah
Am Samstag will sich die palästinensische Führung in Ramallah treffen, nachdem Präsident Mahmud Abbas aus Jordanien zurückgekehrt ist. Auch die Arabische Liga befasst sich am Samstag in einer Dringlichkeitssitzung mit der umstrittenen Entscheidung des US-Präsidenten Donald Trump. Es wird erwartet, dass die Staatengemeinschaft bei ihrem Treffen in Kairo scharfe Kritik an der Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels übt.
Der Status Jerusalem ist einer der größten Streitpunkte im Nahostkonflikt. Die Palästinenser beanspruchen den 1967 von Israel besetzten und 1980 annektierten Ostteil Jerusalems als künftige Hauptstadt ihres angestrebten eigenen Staates. Die radikalislamische Hamas hat nach der Entscheidung Trumps zu einem neuen Volksaufstand der Palästinenser, einer dritten Intifada aufgerufen.