Hamas-Chef ruft neue "Intifada zur Befreiung Jerusalems" aus

7. Dezember 2017, 09:56

Der Aufstand soll "ins Herz des zionistischen Feindes" getragen werden. Israel stockt das Militär im Westjordanland auf

Jerusalem/Washington – Die radikalislamische Hamas hat zu einem neuen Palästinenseraufstand (Intifada) gegen Israel aufgerufen. Die Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels durch US-Präsident Donald Trump komme einer "Kriegserklärung an die Palästinenser" gleich, sagte Hamas-Chef Ismail Haniyeh am Donnerstag. Der Aufstand solle "ins Herz des zionistischen Feindes" getragen werden.

"Zionistische Strategie"

Auf die von den USA unterstützte "zionistische Strategie" gebe es nur eine einzige Antwort – eine "neue Intifada", erklärte Haniyeh. Die "Intifada zur Befreiung Jerusalems" müsse am Freitag beginnen, forderte der Chef der bisher im Gazastreifen herrschenden Organisation. Er verlangte außerdem von der Palästinensischen Autonomiebehörde, dass sie alle Friedensbemühungen mit Israel einstellt. Israel stockte unterdessen sein Militär im Westjordanland auf.

Während der als "Krieg der Steine" begonnenen ersten Intifada von 1987 bis 1993 verloren etwa 2.200 Palästinenser und 200 Israelis ihr Leben. Bei der "Al-Aqsa-Intifada" von 2000 bis 2005 kamen 3.500 Palästinenser ums Leben, mehr als 1.000 Israelis starben bei Anschlägen von Palästinensern.

Generalstreik am Donnerstag

Aus Protest gegen Trumps Entscheidung begannen die Palästinenser Donnerstagfrüh einen Generalstreik. Im Westjordanland und im Gazastreifen sowie im arabisch dominierten Ostjerusalem blieben öffentliche Einrichtungen, Geschäfte, Schulen und Banken geschlossen. Im Gazastreifen und in verschiedenen Städten des Westjordanlands kam es bereits am Mittwochabend zu Protesten. In Gaza verbrannten Demonstranten Bilder von Trump, US-Flaggen und Autoreifen.

Israel hingegen feierte die Entscheidung, Regierungschef Benjamin Netanjahu sprach am Donnerstag von einer "historischen Erklärung" des US-Präsidenten. "Präsident Trump hat sich auf ewig mit der Geschichte unserer Hauptstadt verbunden." Israel sei bereits in Kontakt mit weiteren Staaten, die Jerusalem ebenfalls anerkennen wollten, sagte Netanjahu. Konkrete Länder nannte er nicht.

Unteilbare Hauptstadt

Israel beansprucht ganz Jerusalem als seine unteilbare Hauptstadt. Dieser Anspruch wird international nicht anerkannt. Während des Sechstagekriegs hatte Israel 1967 den arabischen Ostteil der Stadt erobert und später annektiert. Die Palästinenser sehen in Ostjerusalem die künftige Hauptstadt eines unabhängigen palästinensischen Staates.

Die Weltgemeinschaft reagierte mit größter Besorgnis auf den historischen Alleingang Trumps, der am Mittwochabend Jerusalem als Hauptstadt Israels offiziell anerkannte und die Verlegung der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem ankündigte. Saudi-Arabien und der Irak riefen Trump dazu auf, die Entscheidung zurückzunehmen. Auch Indonesien forderte die USA auf, die Entscheidung zu überdenken.

Die Vereinigten Arabischen Emirate verurteilten die Entscheidung der USA und zeigten sich zutiefst beunruhigt über die Auswirkungen auf die Stabilität der Region wegen der Emotionen, die der Entschluss bei Arabern und Muslimen hervorrufe, zitiert die staatliche Nachrichtenagentur WAM eine Mitteilung des Außenministeriums. Der Iran verurteilte Trumps Schritt als "Provokation und verrückte Entscheidung", die zu "noch mehr Wut und Gewalt" führen werde.

"He, Trump"

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan warnte: "Eine solche Entscheidung stürzt die Welt und besonders unsere Region in einen Ring aus Feuer." Vor seiner Abreise zum Staatsbesuch in Griechenland sagte Erdoğan: "He, Trump, was tust du? Was soll dieses Vorgehen? Politiker sollten für Versöhnung und nicht für Chaos sorgen!"(APA, Reuters, 7.12.2017)