Markus Söders Unterstützer hoffen, dass sich ihre Loyalität in Posten auszahlt. Doch das Kabinett darf nur 17 Mitglieder umfassen. Das könnte zu schweren Enttäuschungen führen.
Es war am Wochenende nach der Bundestagswahl, die CSU war auf beispiellose 38,8 Prozent abgestürzt, da bildete die SZ ein Schlachtengemälde ab. Zu sehen waren die Anhänger von Horst Seehofer und jene von Markus Söder, die bereits erste Attacken gegen den Ministerpräsidenten geritten hatten: die Landtagsabgeordnete Petra Guttenberger, ihr Kollege Alexander König, Kultusstaatssekretär Georg Eisenreich.
"Kolossal", befand eine Person aus der Mitte der Partei, die an anderer Stelle schon als "CSU-Orakel" bezeichnet wurde. Die Grafik werde eines Tages, "wenn das Fell des Bären verteilt wird", sicher ein wichtiger "Beleg" sein "für die Söder-Unterstützer der ersten Stunde".
Söder hat die CSU tief gespalten
Nun, da der Bär aus Sicht von Söders Leuten erlegt ist, stellt sich die Frage: Wer wird was? Zumindest diejenigen, die sich sehr konkret auf Ämter freuen, werden wissen wollen, ob der designierte Ministerpräsident wirklich mit ihnen plant. Die Abgeordnete etwa, die sich bereits als Staatssekretärin im Innenministerium wähnt; der Landrat, der angeblich Minister wird - sie dürften sich noch wundern, wie begrenzt die Zahl der freien Plätze ist.
Ein Söder-Fan gibt sich jetzt schon irritiert, weil er nicht mehr zurückgerufen werde. Auch die Fußsoldaten Guttenberger und König laufen womöglich ins Leere. Eisenreich dagegen könnte sich verbessern. Er wurde schon als CSU-Generalsekretär gehandelt, doch mit Seehofer in der Parteizentrale ist das auszuschließen. Vielleicht rückt der Staatssekretär zum Staatskanzleichef auf - Qualitäten als Strippenzieher hat Eisenreich als zweiter Mann der Münchner CSU bewiesen.
Auch sein Chef im Kultusministerium und Münchner Bezirksverband muss sich nicht sorgen. Ludwig Spaenle hat nie einen Zweifel daran gelassen, dass er fest an Söders Seite steht. Ebenso Albert Füracker, der als Chef der Oberpfalz-CSU ohnehin zu den Mächtigen in der Partei zählt. Rückt er nun vom Staatssekretär zum Finanz- und Heimatminister auf, als direkter Nachfolger Söders? Sehr gut möglich, finden viele.
Skeptischer werden wohl Europaministerin Beate Merk und Sozialministerin Emilia Müller in die Zukunft blicken. Landwirtschaftsminister Helmut Brunner hat sich noch nicht festgelegt, ob er weitermacht, soll von Söder aber geschätzt werden. Umweltministerin Ulrike Scharf hat sich mit Söder öfter in Naturfragen gezofft, etwa im Streit ums Riedberger Horn.
Indes: Über beliebig viele kabinettstaugliche Frauen verfügt die CSU auch nicht. Gesundheitsministerin Melanie Huml dürfte gesetzt sein, brachte sich via Pressemitteilung dennoch gern in Erinnerung: Sie kenne Söder ja schon lange, man arbeite stets vertrauensvoll zusammen. Klar sei: "Markus Söder wird auch als Ministerpräsident überzeugen!" Da sollte nichts schief gehen.
Zwei, die nicht miteinander können, jetzt aber miteinander müssen
Und Söder selbst? Er wird schon in den nächsten Wochen beginnen, den Kurs in Bayern mitzusteuern. Ob die Klausur der Landtagsfraktion, der politische Aschermittwoch - überall wird er die Hauptrolle spielen. Manch einer bezeichnete das (letztlich ausgefallene) Duell zwischen Söder und Innenminister Joachim Herrmann als eines aus dem Dschungelbuch: die Schlange Kaa, die Opfer hypnotisierend zur Strecke bringt, gegen Balu, den tapsig-gemütlichen Bären.
Eines stimmt: Söder hat sich in seiner politischen Laufbahn schon öfter gehäutet - vom grellen Generalsekretär zum Europaminister, vom Umweltminister zum Finanzminister. Die wichtigste Häutung steht ihm bevor: Als Ministerpräsident muss er den verantwortungsvollen Staatsmann und jovialen Landesvater geben, durchaus eine Herausforderung.