"Starker Abgang wie einst von Göring": Kritik nach "Krone"-Vergleich

4. Dezember 2017, 15:44

Nach einem Kommentar zum Suizid des Kriegsverbrechers Praljak – Beim Presserat sind bereits Beschwerden anhängig

Wien – Ein Artikel der "Kronen Zeitung" vom Donnerstag, 30. November, sorgt nicht nur auf Twitter und in deutschen Medien für heftige Kritik, sondern auch für ein Nachspiel vor dem österreichischen Presserat – er wird sich in einer der nächsten Sitzungen mit der Causa befassen. Bis Montag seien zwei Beschwerden eingegangen, sagt Presserat-Geschäftsführer Alexander Warzilek auf STANDARD-Anfrage. Der Grund ist ein "Klartext"-Kommentar von "Krone"-Urgestein Kurt Seinitz mit dem Titel: "Selbstmord eines Kriegsverbrechers: Starker Abgang wie einst von Göring".

Seinitz schreibt angesichts des Suizids des ehemaligen Chefs der bosnisch-kroatischen Einheiten, Slobodan Praljak, vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag, von einem "starken Abgang" des Kriegsverbrechers und zieht einen Vergleich zum NS-Schergen Hermann Göring: "Der Knalleffekt erinnert an den Nazi-Reichsmarschall Hermann Göring. Er war der Hinrichtung im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess durch Einnahme einer Zyankalikapsel entgangen, die er in der Speckfalte seines durch den-Morphiumentzug stark abgemagerten Bauchs versteckt hatte".

Ob er die Kritik, die sich vor allem am "starken Abgang" entzündete, nachvollziehen könne, beantwortet Seinitz auf STANDARD-Anfrage mit "Nein", denn: "Starker Abgang ist eine professionelle und keine ideologische Formel."

Der Medienwatchblog "Bildblog" kritisiert die "ausgesprochen befremdliche" Berichterstattung der "Kronen Zeitung" und huffingtonpost.de titelt mit: "'Kronen"-Zeitung' nutzt Selbstmord von Kriegsverbrecher, um den Nazi-Schergen Göring zu loben". (omark, 4.12.2017)