Bundesliga Arm in Arm zum Abschied

Wie man ihn kennt, mit Kappe und im Post-Partie-Rudel bei seinen Spielern: Peter Stöger nach Abpfiff auf Schalke.

(Foto: Moritz Müller/imago)
Von Philipp Selldorf, Gelsenkirchen

Zum Schluss nahm das Fußballspiel zwischen Schalke 04 und dem 1. FC Köln Anleihen beim Eishockey. Schalke in Zwei-Mann-Überzahl gegen einen FC, der sich im Strafraum verbarrikadierte. Auf der Suche nach der Lücke ließen die Hausherren den Ball kreiseln, bis Bastian Oczipka die Nerven verlor und eine Flanke ins Nichts schlug, und dann war auch schon Schluss. Die Schalker nahmen es mit Enttäuschung, die Kölner mit allenfalls verhaltener Freude. Das 2:2 (0:1) in Gelsenkirchen ist in ihrem schon ziemlich verzweifelten Kampf um den Klassenerhalt ein Achtungserfolg, aber nur ein minimaler Fortschritt. Dazu kamen die bedrückenden Umstände, denn an diesem Abend, das war die vorherrschende Meinung, ging ein Abschnitt zu Ende, der für den 1. FC Köln eine Ära war.

Schon am Nachmittag vor dem Spiel kursierten in Köln Gerüchte, dass Peter Stöger unabhängig vom Resultat am Abend seinen Posten aufgeben müsste, das Verhalten des Trainers nach dem Abpfiff deutete darauf hin, dass er darüber Bescheid wusste. Stöger ließ der Mannschaft beim Gang vor die Fankurve den Vortritt, dann machte er sich mit seinem Assistenten Manfred Schmid selbst auf den Weg zu den Anhängern. Der Trainer und der Co-Trainer Arm in Arm vor den Getreuen, die ihn leidenschaftlich feierten, das war ein unzweideutiges Bild des Abschieds. Die Kölner Profis verließen mit betretenen Mienen den Mannschaftskreis, in dem Stöger zum Team gesprochen hatte. Tim Handwerker hatte Tränen in den Augen. Im ersten Fernsehinterview wies Stöger die offensichtlichen Schlussfolgerungen noch zurück. Sein Auftritt vor der Fankurve sei "ein Zeichen an die Fans" gewesen, "die Leute haben ein gutes Gespür dafür, wenn sich die Jungs aufopfern".

Formeln der Ungewissheit - noch ist Stögers Entlassung nicht offiziell

Ein paar Minuten darauf meldete der Express, dass der Klub und der Coach ab sofort getrennte Wege gehen würden. Eine offizielle Quelle nannte die Zeitung allerdings nicht, und so erledigte Stöger seinen Medien-Marathon mit den stets gleichen Formeln der Ungewissheit. "Es wird, wie wir es im Klub besprochen haben, heute oder morgen kommuniziert werden", sagte er, "dann wird es Klarheit geben". Dass man sein Verhalten nach dem Abpfiff als Abschiedsgeste betrachte, das könne man "so interpretieren". Tatsächlich gibt es keinen Grund, die Meldung von der Entlassung als Spekulation anzusehen. Die Zeichen sind eindeutig, auch wenn Stöger eine Meldung des Express dementierte: "Nein, das stimmt nicht, dass ich in der Kabine meinen Rücktritt verkündet habe." Die Kölner Zeitung legte nach, indem sie schrieb, auf den Handys all derer, die zum FC-Tross gehören, sei folgender Wortlaut per WhatsApp eingetroffen: "Peter und Manni werden ab sofort nicht mehr unsere Trainer sein."

Am vorigen Donnerstag hatte Stöger diese Klarheit mit Nachdruck eingefordert und dabei Vorwürfe an die Klubführung geäußert. "Werte" seien während der vergangenen Woche verloren gegangen, "Vertrauen, Respekt und Verantwortung" seien dabei "ein Stück weit" auf der Strecke geblieben. Bei den Vereins-Verantwortlichen kam diese Anklage nach Informationen der SZ gar nicht gut an, dort war man der Ansicht, dass man dem Trainer die Loyalität keineswegs vorenthalten habe. Man fasste Stögers Worte als "Nachtreten" auf und als Ausdruck einer beleidigten Seele.