Der TSV Grünwald ist auf Trainersuche. Andreas Koch, der den Klub nach mehreren vergeblichen Anläufen zur Meisterschaft und zum Aufstieg führte, musste gehen.
Zehn lange Jahre hatten sie sich in Grünwald nach Landesligafußball gesehnt. Doch immer wieder prallte der Turn- und Sportverein aus dem Isartal an einer unsichtbaren Mauer ab. Dreimal in Folge wurde der TSV Zweiter der Bezirksliga Süd, jedes Mal scheiterte er danach in der Relegation. 2014/15 belegte das Team Rang drei, wieder blieb der Traum von der sechsthöchsten Liga unerfüllt. Es folgte die enttäuschende Saison 2015/16 - und im vergangenen Sommer endlich der große Wurf: Mit sieben Punkten Vorsprung schaffte der TSV den Aufstieg. Meistermacher war der ehemalige Coach des SV Aubing, Andreas Koch.
Ein halbes Jahr nach der rauschenden Party ist Katerstimmung eingekehrt: Nach einer steilen Talfahrt im Herbst mit nur einem Sieg aus neun Partien trennten sich die Grün-Weißen vor einer Woche von Koch. Vorübergehend übernahm der Sportliche Leiter Michael Vötter den Posten, unter seiner Regie schlug das Team in der finalen Partie des Jahres den VfB Hallbergmoos 1:0 und überwintert auf Rang zwölf, drei Punkte vor der Abstiegszone.
Abteilungsleiter Paul Seidl fällt es nicht ganz leicht, die Ablösung des Übungsleiters zu thematisieren: "Keine Trainerentlassung ist populär, schon gar nicht, wenn derjenige einen Aufstieg hinbekommen hat. Und noch unpopulärer ist sie, wenn man das vor dem letzten Spiel vor Weihnachten durchzieht", sagt der 58 Jahre alte Spartenchef. Dennoch habe es aus seiner Sicht keine Alternative gegeben: "Bei unserem Abstieg aus der Bezirksoberliga 2008 haben wir sehr lange an Trainer Sigi Niggl festgehalten", erklärt Seidl. Das sei im Nachhinein ein Fehler gewesen: "Als wir die Reißleine kurz vor Saisonschluss gezogen haben, war es bereits zu spät." Im Vorstand sei man sich einig gewesen, so Seidl, "dass in der jetzigen Konstellation die Formkurve dramatisch nach unten gezeigt" habe. Auch wenn man nicht auf einem Abstiegsplatz stehe, habe man "den Trend im Auge" gehabt. "Die Landesliga Südost ist so eng, da rutschst du mit zwei Niederlagen ganz schnell mal auf einen Abstiegsplatz und kannst andererseits mit einer kleinen Serie schnell nach vorne kommen." Deshalb habe nun die konzentrierte Suche nach einem Koch-Nachfolger höchste Priorität. "Idealerweise haben wir unter dem Christbaum einen neuen Coach." Es gebe den ein oder anderen Kontakt, auch ein "gewisses Anforderungsprofil" habe Seidl im Kopf. "Newcomer sind ja derzeit sehr in, bis hinauf in die Bundesliga. In unserer Lage würde ich jedoch eher auf einen Mann setzen, der gewisse Erfahrungswerte mitbringt", sagt der Abteilungsleiter. Übersetzt heißt das, der TSV Grünwald sucht eher einen Heynckes als einen Nagelsmann.
Michel Vötter ist mit seinen 39 Jahren zwar keineswegs ein Heynckes, aber aufgrund langjähriger Erfahrung im Amateurfußball eben auch kein Frischling mehr, dennoch sieht ihn Seidl trotz des Sieges gegen Hallbergmoos nicht als Trainer. Er kehrt wieder auf seinen Posten als Sportlicher Leiter zurück. "Ich kann ja nicht ein Loch zu machen und dabei ein anderes öffnen. Ich brauche den Michi dringend an anderer Stelle." Und auch der ehemalige Nationalspieler Benjamin Lauth, dessen Sohn in Grünwald spielt und der Vötter zuletzt im Training assistierte, ist als dauerhafte Lösung nicht vorgesehen.
Eines sei nicht unwichtig: Der neue Coach soll möglichst nicht am anderen Ende der Stadt wohnen, wie Andreas Koch. "Er musste jeden Tag im Berufsverkehr aus dem Norden in den Süden hetzen, das war sicher nicht ideal", sagt Seidl.
Und dann gibt es da noch die Gerüchte, der Geschasste sei wie einst Ancelotti über seine unpopulären Personalentscheidungen gestolpert: Beim letzten Spiel vor der Entlassung gegen den SB DJK Rosenheim (0:0) hatte er Stammtorwart Patrick Nothhaft und die Bakovic-Brüder Ivan und Tomislav auf die Bank gesetzt. "Daran mache ich die Trennung nicht fest", sagt Seidl. "Andi Koch hat immer einen Plan verfolgt und konnte solche Entscheidungen stets erklären."